Das Klima geht uns alle an. Aber darüber „richtig“ zu sprechen, ist gar nicht so einfach. Vor allem, wenn man Klimaschutz voranbringen will – egal ob beruflich oder ehrenamtlich, ob in Unternehmen oder in der Politik, in Wissenschaft oder Zivilgesellschaft, in Behörden oder Medien. An Kommunikation führt kein Weg vorbei, denn bevor Solaranlagen errichtet, ein kommunales Klimakonzept beschlossen oder vegetarisches Catering angeboten werden können, heißt es: schreiben, sprechen, diskutieren, zuhören. Klimakommunikation eben. Das Handbuch „Über Klima sprechen“ hilft, den richtigen Ansatz für die jeweilige Zielgruppe zu wählen, stellt Methoden vor, enthält praktische Anleitungen und bietet Tipps und Tricks für schwierige Situationen. Die Herausgebenden von klimafakten.de um Christopher Schrader wissen, wovon sie sprechen. Die Initiative hat im Laufe der Jahre viele Erfahrungen gesammelt, viel Wissen im Bereich „Klimakommunikation“ zusammengetragen.
Praxisorientierte Herangehensweise
Das digital frei zugängliche Handbuch gliedert sich in vier praxisorientierte Abschnitte. In „Vor-Denken“ geht es um die Aspekte „Mach dir klar, was bisher schiefgelaufen ist“, „Kenne dich selbst – und Deine Schwächen“ sowie „Frage Dich: Wo sind deine Ansatzpunkte?“ In „Vorbereiten“ geht es um das Definieren des Ziels und der Methoden, die Einstellung auf das Zielpublikum sowie das Formulieren von wirkungsvollen Themen-Botschaften. Mit „Showtime“ ist der Abschnitt überschrieben, in dem die Umsetzung des Vortrags, der Rede oder der Diskussion besprochen wird. „Mach den Klimawandel konkret“, „Bleibe positiv – sowohl im Ton wie im Inhalt“, „Zeige Handlungsoptionen und Lösungen auf“, „Erzähle Geschichten“ und „Nutze Bilder – aber wähle sie mit Bedacht“ lauten hier einige der Tipps. Gewarnt wird vor „Katastrophismus“ und zu viel Wissenschaftsjargon – statt „L“-Vorträgen, die die Zuhörenden nur hinunterziehen, werden „U“-Vorträge empfohlen, die zu Beginn sehr wohl die Krisenfakten zeigen, die aber immer mit positiven Ausblicken enden. Wichtig bei all dem sei, nicht allein auf Information zu setzen, sondern auch Emotionen zu berücksichtigen bzw. anzusprechen. Die Kapitel „Gehe richtig mit Zweifeln und Falschinformationen um“ sowie „Erwarte Trauer, und lasse sie zu“, geben dazu Hinweise. Im letzten Abschnitt „Nach-Denken“ wird empfohlen, die eigene Wirkung zu reflektieren im Sinne von „Lerne selbst etwas“.
„Wieso soll man über Klimakommunikation nachdenken? Eine einfache Antwort ist: weil wir alle viel zu wenig miteinander über die Klimakrise und mögliche Lösungen reden – und wenn, dann oft falsch und wenig wirksam. Kommunikation ist viel mehr, als ein simples Modell von Sender-Botschaft-Empfänger nahelegt.“ (S. 8) Damit bringt Schrader in der Einleitung die Motivation des Handbuchs auf den Punkt. Er beschreibt die Dilemmata und Zweifel, die beim Reden übers Klima auftauchen: „Über den Klimawandel zu reden, ganz spontan, mit der Familie, den Freunden, Kolleginnen oder Nachbarn, aus Anlass von Extremwettereignissen, von Demonstrationen oder politischen Entscheidungen macht oft schlechte Laune. Man ahnt, dass es zum Konflikt führt, dass einem die eigene Inkonsequenz im alltäglichen Verhalten vorgehalten wird. Dass irgendjemand mit einem Kontraargument kommen könnte, das man spontan nicht entkräften kann. Vielleicht fühlt man sich in den Details der hochkomplexen Klimaforschung nicht sicher. Oder weiß selbst nicht recht, wie die Klimakrise noch zu meistern ist. Und eigentlich mag man ja auch nicht anderen vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen, worauf sie zu verzichten haben. Leben und leben lassen, und so. Da hält man oft lieber gleich den Mund.“ (S. 8f.) Dies sei jedoch falsch, erklärt Schrader anhand der „Schweigespirale“: Nur durch offenes Ansprechen von Themen entstehen neue Meinungsmehrheiten. Kommunikation sei viel mehr als der Austausch von Fakten. Minderheits- und Mehrheitspositionen, der Wunsch nach Zugehörigkeit oder das Bedürfnis zu verdrängen, spielten in Gesprächen übers Klima eine wichtige Rolle.
Wer Zweifel an wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Klimawandel äußert, dem geht es meist überhaupt nicht um die Wissenschaft, meint Schrader. Oft sei es besser, einen Schritt zurückzutreten, nach den eigentlichen Gründen zu fahnden und sich darauf zu konzentrieren. „Man darf schließlich nicht vergessen, dass die Lösungen der Klimakrise in den Augen vieler Menschen dem Ende einer Ära gleichkommen. Sie sind in einer Zeit stetig zunehmenden Wohlstands aufgewachsen, und ihre Vorstellungen von einem guten Leben kreisen oft um Konsum, Reisen und Wachstum – und das sollen sie nun ersatzlos aufgeben, denken sie.“ (S. 20)
Ein Handbuch voller Anregungen
Das vorliegende Handbuch gibt wertvolle Anregungen. Es zitiert Expertisen aus der Kommunikationsforschung, bringt praktische Beispiele etwa aus dem Medienbereich, stellt Methoden vor und weist auf weiterführende Informationen hin.