Feminismus der gleichen Chancen

Ausgabe: 1991 | 3

Der Feminismus war und ist eine der mächtigsten sozialen Bewegungen des 20. Jahrhunderts. Viele Feministen betrachteten die Erfahrungen und Anliegen der Frau als Ausgangspunkt einer dringend nötigen gesellschaftsverändernden Vision. Diese Vision einer humaneren Gesellschaft betonte die Verpflichtung zu starker mitmenschlicher Sorge als Gegenbild zur Vereinsamung, Fragmentierung und Kommerzialisierung unserer Kultur. Inzwischen haben aber viele Frauen diese Ziele einer Veränderung des Arbeitsplatzes und der familiären Beziehungen aufgegeben. Ein neuer "Feminismus der gleichen Chancen" strebt nach gleichen Möglichkeiten für die Frau in einer Männerwelt und bemüht sich nicht mehr so sehr um die Änderung dieses männlichen Markts. Viele Frauen verunglimpfen ebenso wie Männer soziales Engagement und betrachten traditionelle weibliche Berufe wie Kindergärtnerin, Sozialarbeiterin, Lehrerin und Mutter mit Geringschätzung. Immer mehr Mütter, insbesondere aus Paaren mit hoher zwei-Karrieren-Orientierung, verschreiben sich einem leistungsbezogenen, wettbewerbsbetonten Erziehungsstil, der als männliches EIternverhalten gilt. Um dieser Gefahr, Gefangene männlicher Träume zu sein, zu entgehen, tut ein neuer Feminismus not: eine wahrhaft mitmenschliche Gesellschaft, wie sie etwa in der National Care Agenda (beschrieben in einem Artikel des Atlantic Monthly, Jänner 1991) entworfen wurde. Feminismus 

Gordon, Suzanne: Prisoners ot Men's Dreams: Striking Out for a New Feminine Future. Boston: Little, Brown and Co, 1991. 324 S., $ 19,95/ DM 30,70/ sFr 26,- / öS 239,40