Sieben Bücher zur Klimakrise

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Sieben Bücher zur Klimakrise

Die wenig beachteten Zusammenhänge zwischen Klimakrise und Gesundheit beleuchtet der Band Überhitzt. Die Folgen des Klimawandels für unsere Gesundheit (Dudenverlag) von Claudia Traidl-Hoffmann und Katja Trippel. Thematisiert werden die Folgen des Hitzestresses, die Auswirkungen des Klimawandels auf Allergien, Pollen und Luftverschmutzung, die Verbreitung von Viren, Bakterien und andere Mikroorganismen sowie von Mücken und Zecken und anderem Getier. Zudem besprechen die Autorinnen die psychischen Auswirkungen der Klimakrise und den Beitrag des Gesundheitswesens selbst zum Klimawandel.

Eine der vielen journalistischen Reportagen zum Klimawandel gibt Line Nagell Ylvisåker in Meine Welt schmilzt. (Hoffmann und Campe). Sie lebt in Longyearbyen auf Spitzbergen und schildert, wie „das Klima ihr Dorf verwandelt“. Spitzbergen ist massiv vom Klimawandel betroffen, die Temperaturen steigen in rasantem Tempo an. Vermehrte Lawinenabgänge, das Schmelzen des Eises, oder die Veränderung der Tierwelt, Flora und Fauna durch den Klimawandel verpackt die Autorin in persönliche Geschichten. Ihre Erkenntnis: „Ich möchte gerne etwas für die zukünftigen Generationen opfern, aber für die großen Veränderungen müssen andere Rahmen gesteckt werden, mit Gesetzen, regeln und einem System, das uns zwingt, anders zu leben.“

Mit den Krisen wachsen auch die Vorstellungen über ein anderes Wirtschaften und eine andere Organisierung des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Der Band Sozial-ökologische Utopien (oekom) bieten sowohl eine theoretische Einführung in das utopische Denken sowie Neuansätze im Bereich Nachhaltigkeit, Postwachstum und Gemeinwohl, Commons und Transition sowie einen ökologischen Sozialismus. Die Breite der Ansätze ist eine Stärke dieses Sammelbandes mit Autoren wir Ernst U. v. Weizsäcker, Christian Felber, Harald Welzer oder Friedricke Habermann. Dass eine Gesellschaft mit weniger Konsum folgerichtig in eine Postwachstumswirtschaft führt, legt etwa Felix Ekardt überzeugend dar.

Lukas Gisbrecht und Lukas Wittman zeigen in Erde gut, alles gut (oekom) spielerisch, dass man bei der Rettung der Erde mit anpacken muss, statt abzuwarten – und zwar da, wo jeder und jede mitmachen kann. Das Buch bietet jede Menge Tipps und Tricks, wie man mit einfachen Mitteln etwas für den Klimaschutz tun kann. Und zwar da, wo wir es alle selbst in der Hand haben: im Haushalt, beim Einkaufen und in der Freizeit. Ein Band, der stellvertretend für Klimaratgeberbücher ausgewählt wurde, die sich auf den persönlichen Lebensstil beziehen.

In allen Büchern von Klimaaktivist:innen wird Greta Thunberg als Vorbild genannt. Fast eine Million Zusehende folgten ihrem Gespräch mit dem Dalai Lama und den Klimaforscher:nnen Susan Natali und William Moomaw Anfang 2021. Im Zentrum standen Klima Feedback-Loops, besser bekannt als Rückkopplungseffekte oder Tipping Points. In dem Band Kreisläufe des Klimawandels (edition a) wird die Veranstaltung dokumentiert, ergänzt um anschauliche Erklärungen der gefährlichsten Rückkopplungseffekte, dem Auftauen der Permafrostböden, der Abholzung der Wälder, der erhöhten Wasserdampfkonzentration in der Atmosphäre sowie dem Verlust des Albedos durch das Schmelzen des Polareises.

Ihre Reise zu den Schauplätzen der Klimakrise, mehr aber noch zu jenen, die sich in ihren Möglichkeiten dagegenstellen, beschreiben die Journalist:innen Theresa Leisgang und Raphael Thelen in Zwei am Puls der Zeit (Goldmann). Ihre Tour führt von Fridays for Future-Aktivistinnen in Südafrika und einer Gruppe von Frauen in Mozambique, die sich nach dem Hurrikan Ida zu einer Selbstversorger-Kommune zusammengetan haben, über Klimacamps in Deutschland und Großbritannien bis hin zum Zentrum der Transition Town-Bewegung im schottischen Totnes und den Klimaforscher:innen in der Arktis. Ein sehr ansprechendes Buch.

Um die tieferliegenden Ursachen unserer ökologischen und sozialen Krisen zu verstehen, empfiehlt es sich, die historische Analyse Immer-mehr und Nie-Genug (Metropolis) von Bernhard Ungericht zu lesen. Der Wirtschaftspädagoge skizziert in seiner „kurzen Geschichte der Maßlosigkeit“, wie sich in den letzten 5.000 Jahren das Wachstumsdenken entwickelt und wie dieses mit der industriellen Revolution die ökosystemischen Grenzen zu durchstoßen begonnen hat. Das expansive Wirtschaften ist eng mit politischen, ökonomischen, militärischen und religiösen Machteliten verzahnt, so der Autor. Den Pfadwechsel können nur demokratische und egalitäre Bewegungen einleiten.