Sechs Bücher. Sechs Themen.

Ausgabe: 2021 | 2
Sechs Bücher. Sechs Themen.

Sechs kurze Rezensionen finden Sie nachfolgend, geschrieben von Katharina Kiening, Marilena Berends, Marc Mayer, Paul Marsden, Hans Holzinger, Janine Heinz. Im Fokus: Bücher von Sean R. Roberts, Simone Jung und Marlene Mader, Maik Fielitz und Holger Marcks, Jason Hickel, Lisa Herzog, Konzeptwerk Neue Ökonomie.

Sean R. Roberts: The War on the Uyghurs

Eine Unterdrückung der Uiguren findet seit Jahrhunderten statt, so Sean R. Roberts in diesem äußerst beunruhigenden Buch. 9/11 und ein darauffolgender, weltweiter „Kampf gegen den Terror“ dienten China dann aber weitergehend als Verschleierungstaktik, um ein verschärftes Gewaltsystem zu rechtfertigen, das sich gegen die hauptsächlich muslimische, ethnische Minderheit richtet, und damit vor allem in der Region Xinjiang forciert wird. Roberts liefert eine notwendige, intensive Analyse und historischen Kontext. Und wie mittlerweile viele politische Stimmen, verurteilt auch er gegenwärtige Handlungen deutlich als Genozid. PM

Sean R. Roberts: The War on the Uyghurs. China’s Campaign against Xinjiang’s Muslims. Manchester University Press, Manchester 2020; 328 Seiten

Simone Jung, Jana Marlene Mader (Hg.): Denkräume

Simone Jung und Jana Marlene Mader fragen, wie sehr unser Denken davon bestimmt wird, wo wir denken: Es ist ja nicht nur der physische Raum, der Einfluss auf unser Denken ausübt – was unsere Gedanken bestimmt, ist zugleich undenkbar von unserem Selbst, dem eigenen Wesen. Und da dies wohl niemals losgelöst von der Umwelt betrachtet werden kann, spielt die Gemeinschaft, die Kultur eine ebenso große Rolle. In Anekdoten, literarischen Streifzügen, Denkbildern und Dialogen werden Möglichkeitsorte gezeichnet, Frei-Räume eröffnet und Nicht-Orte ersinnt. Nicht zuletzt aufgrund der Mannigfaltigkeit der verschriftlichten Gedanken und Sichtweisen lässt sich die Anthologie selbst als ein bemerkenswerter Denkraum bezeichnen. MB

Simone Jung, Jana Marlene Mader (Hg.): Denkräume. Von Orten und Ideen. Rowohlt Verlag, Hamburg 2020; 412 Seiten

Maik Fielitz, Holger Marcks: Digitaler Faschismus

Mark Fielitz und Holger Marcks setzen sich eingehend mit der Verbreitung faschistischer Inhalte in den Neuen Medien auseinander. Unter Anführung vielfältiger Beispiele erklären sie umfassend, wie der digitale Raum das Wiedererstarken (neo-)faschistischer Bewegungen begünstigte, welche Auswirkungen dies auf den politischen Diskurs hat, wie sich die Situation derzeit darstellt und welche Möglichkeiten dem demokratischen Staat zur Verfügung stehen, um der digitalen Verbreitung rechter Ideologien effektiv entgegenzuwirken. MM

Maik Fielitz, Holger Marcks: Digitaler Faschismus. Die sozialen Medien als Motor des Rechtsextremismus. Dudenverlag, Berlin 2020 · 256 Seiten

Jason Hickel: Less is More

Degrowth ist ein Wort, das sich langsam, aber sicher in das soziale Bewusstsein der modernen Gesellschaft einschleicht. Jason Hickel nimmt uns mit auf eine Reise von der Geburt des Kapitalismus zum Homo oeconomicus und konstatiert: Eine Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die fälschlicherweise als unserer Kultur innewohnend angesehen wird, ist vielmehr ein künstliches Werkzeug, um die Reichen reich und die Armen unterdrückt zu halten. In seinem Buch gibt uns der Autor klare Beispiele dafür, wie destruktiv ein Wachstum-um-des-Wachstums-willen ist und wie wir diesen Status-quo überwinden können – hin zu einer nachhaltigen, postkapitalistischen Welt. PM

Jason Hickel: Less is More. How Degrowth Will Save the World. Windmill Books, London 2021; 336 Seiten

Lisa Herzog: Pandemie und Arbeit

In diesem Gespräch denkt Lisa Herzog über die Sozialität der Arbeit nach. Sie plädiert für eine Demokratisierung der Arbeitswelt und liefert dazu in erfrischender Klarheit konkrete Vorschläge wie auch abstrakte Überlegungen über die Zusammenhänge in unserer Gesellschaft. Ausgehend vom Grundgedanken, dass wir in der Arbeitswelt aufeinander angewiesen sind, stellt sie die herrschende Marktlogik in Frage und spricht sich dafür aus, Wachstum nicht nur anhand von Profit zu messen, sondern vor allem an der Frage, wie Wachstum zur Steigerung der Lebensqualität von Menschen beitragen kann. JHE

Lisa Herzog: Pandemie und Arbeit. Ein Gespräch über eine demokratische Wirtschaft. J.H.W. Dietz Nachf. Verlag, Bonn 2021; 72 Seiten

Konzeptwerk Neue Ökonomie (Hg.) Zukunft für alle

Basierend auf zwölf Zukunftswerkstätten hat das Konzeptwerk Neue Ökonomie in Leipzig Vorschläge für ein anderes Wirtschaften, eine partizipative Demokratie und ein auf Vielfalt und Solidarität fußendes Zusammenleben formuliert. Orientierung an den Grundbedürfnissen und Selbstbestimmung ziehen sich als roter Faden durch die Szenarien. Hinweise auf bereits bestehende Initiativen und die Formulierung offener Fragen ergänzen den inspirierenden Band einer „Vision für 2048“, der zu weiterführenden Debatten über unsere Zukunft anregt. HH

Konzeptwerk Neue Ökonomie (Hg.) Zukunft für alle Eine Vision für 2048: gerecht. ökologisch. machbar.oekom Verlag, München 2020; 104 Seiten