Scheidewege. Jahresschrift für skeptisches Denken

Ausgabe: 1991 | 1

Die Vielfalt der Themen und Formen, derer sich 21 durchwegs namhafte Autoren annehmen, um Orientierungshilfen auf den Wegen in eine lebenswerte Zivilisation zu geben, macht seit Jahren den Reiz dieses Periodikums aus. Von Hans Jonas sprachphilosophischem Versuch zum Verhältnis von Vergangenheit und Wahrheit bis hin zu Jürgen Dahls brillant formuliertem, mit beißender Ironie vorgebrachten Beitrag über symptomorientiertes Vorgehen zum angeblichen Wohl der Umwelt wird der Leser mit zentralen Fragen unserer Zeit konfrontiert. Den Löwenanteil nehmen der Ökologie verpflichtete Beiträge u.a. von H.-P. Dürr, G. Franck, B. v. Wulffen) ein, wobei neben den Überlegungen Chr. Schützes über "Wachstum und Niedergang" auch die Gegenposition Peter Kafkas ihren Platz verdient hätte. Hoffnungen aber auch Herausforderungen in Folge der deutschen Vereinigung und der europäischen Neuordnung benennen u.a. G. Altner und K. Adam, das Nord-Süd-Dilemma wird markant von H. Bieber thematisiert. Ethische Konsequenzen angewandter Gentechnik und .ein Plädoyer für die Homöopathie zeigt die Bandbreite medizinischer Themen, und wie gewohnt setzen auch E. Chargaff sowie E. Jünger Akzente. An dieser Stelle indes überraschend - und mehr als nur irritierend - ist der Beitrag Walter Schweidlers. Unter dem Titel "Wissenschaftliche Reduktion und technische Integration:' benennt er die "Steigerung menschlicher Daseinsmacht und Freiheitsräume" als "taktische" Funktion der Technik. Die von Kritikern eingebrachte Forderung nach "Verringerung des fundamentalen Lebensrisikos" wird indes als "Dekadenzphänomen " abgewiesen und jenseits technischer Verantwortung angesiedelt. Nicht nur Einsichten, sondern auch Einwände zu vermitteln, ist selbstgestellte Aufgabe der "Scheidewege'. Diesem Anspruch wird auch dieser Jahrgang auf vielfältige, Vielleicht auch ungewollte Weise gerecht. Gegenwartsanalyse Zukunftsperspektiven

Scheidewege. Jahresschrift für skeptisches Denken. Jg.20. 1990. Red.: Jürgen Dahl ... Baierbronn: Verl. d. Max-Himmelheber-Stiftung, 1990. 329 S., DM 28, - 1 sFr 24,- 1 öS 218