Ökologische Strategien Deutschland und Japan

Ausgabe: 1996 | 4

Der Sammelband vereint Analysen führender Spezialisten aus Deutschland und Japan zum Thema "Umweltverträgliches Wirtschaften", vorgetragen anläßlich eines Symposiums. Haben diese beiden hochindustrialisierten Länder auch ähnliche Probleme zu bewältigen, so sind ihre Strategien doch recht unterschiedlich. Japan setzt erfolgreich auf "weiche" Aushandlungs-Instrumente, gepaart mit aktiver Industriepolitik und regionalen Umweltgruppen. In Deutschland dominiert die Institutionalisierung von Umweltschutz im Parteiensystem, überregionale Umweltschutzgruppierungen liefern immer wieder Anstöße für Veränderungen. Während sich die deutschen Autoren eher einer übergeordneten Sicht des Umweltschutzes verschrieben haben, gehen die japanischen Beiträge sehr detailliert auf zentrale Bereiche der Umweltpolitik ein. In ihrer Darstellung teilt etwa die Verwaltungsjuristin Yoshio Miyazaki die japanische Umweltpolitik in drei Phasen ein. In der ersten Periode (1960-1974) wurde vor allem ein Katalog zur Unterstützung der Opfer von Umweltschäden festgelegt (z. B. „Minamata-Krankheit"). Auf internationalen Druck folgte dann ein Phase der Orientierung hin zum präventiven Umweltschutz. Ab Mitte der 1980er Jahre wurden in der dritten Phase schließlich internationale Abkommen in nationales' Recht umgesetzt. 1993 gipfelte die Umweltpolitik in einem Umweltrahmengesetz, das Regierung und Kommunen zur Festschreibung konkreter Umweltpläne verpflichtet. Dieser Schritt hin zum Umweltmanagement wird allerdings durch einige Punkte getrübt, etwa das Fehlen gesetzlicher Grundlagen für die Umweltverträglichkeitsprüfung oder einer konkreten Energiesteuer. War Japan in den vergangenen 15 Jahren oft Vorbild für deutsche Umweltpolitik, so sieht die Politologin und Japanologin Gesine Foljanty-Jost dieses Verhältnis nun zu einer Partnerschaft werden. All die informellen japanischen Verfahren wirken nämlich nur zeitlich, räumlich und sachlich begrenzt und bei entsprechendem Problemdruck. Die Initiative liegt dabei meist bei der Industrie und den ihr verbundenen Ministerien. Angesichts globaler Umweltaufgaben ist allerdings internationale politische Zusammenarbeit wichtiger denn je. R. M.

Ökologische Strategien Deutschland/Japan. Umweltverträgliches Wirtschaften im Vergleich. Hrsg. v. Gesine Foljanty-Jost. Opladen: Leske + Budrich, 1996. 308 S.