Scenario Management International AG

New Global Scenarios

Ausgabe: 2022 | 4
New Global Scenarios

Die Szenario-Methode ist eine der wichtigsten Vorgangsweisen, wenn man über die Zukunft sprechen will. ScMI steht für „Scenario Management International“, eine Beratungsfirma, die die Weiterentwicklung der Szenario-Technik vorantreibt. Und ScMI legt immer wieder spannende Szenario Studien vor. Dazu gehören die „New Global Scenarios“. Die Forscher:innen haben sich die Frage gestellt, welche möglichen zukünftigen Entwicklungen die internationale Politik prägen könnten.

Bei solchen Projekten geht es darum, Werkzeuge für weiterführendes Denken anzubieten. „They enable us to develop long-term perspectives, recognize turning points at an early stage and thus consciously shape our own path. The scenarios do not claim to know the future exactly. But we are convinced that with the scenarios we are providing a tool for more solid decision-making that could (and should) be used by very many.“ (S. 5)

Acht mögliche Szenarien

Acht mögliche Szenarien wurden entwickelt, die man anhand von zwei Achsen gruppieren kann. Die erste Achse thematisiert, welche Kraft in der internationalen Politik dominant sein wird. Kann die USA die Vormachstellung behalten („The West continues to lead“) oder wird China an die Stelle treten („Power Shift to Asia“)? Die zweite Achse erörtert, ob die Weltordnung durch Zusammenarbeit oder Konflikt bestimmt sein wird. In diesem Koordinatensystem finden sich die acht möglichen Entwicklungen wieder.

Die Zukunftsbilder reichen von der Wiederherstellung der Vormachtstellung der USA über die Skizzierung einer nachhaltigen, kooperativen Transformation des Planeten, der Übernahme der Weltführung durch China bis hin zu einer multipolaren Welt, in der Konflikte an alle Ecken und Enden ausbrechen.

Nach der Formulierung dieser acht Szenarien wurden 204 Expert:innen aus 66 Staaten um ihre Einschätzung gebeten, welches Zukunftsbild die aktuelle Situation am besten beschreibt und welches am ehesten die zukünftige Entwicklung darstellen könnte.

Die Mehrheit sieht die Welt zur Zeit in einer Situation, die in der Studie als „New Value Block“ beschreiben wird. Neue Spaltungen entwickeln sich. Westliche Demokratien werden von Autokratien herausgefordert, ein neuer „Kalter Krieg“ entsteht. China hat eine wirtschaftlich und technisch starke Position, politisch sehen wir erste Auseinandersetzungen in Asian. China entwickelt ein eigenes Bündnissystem, dem Nachbarstaaten aber auch ausgewählte Länder des globalen Südens angehören. Europa schwankt weiterhin in seiner internationalen Politik zwischen der Betonung der Menschenrechte und den eigenen wirtschaftlichen und strategischen Interessen. Konflikte weltweit führen zu mehr Migration. Die Wirtschaft erlebt zyklische Rückschläge. Der internationale Handel funktioniert, aber immer wieder kommt es zu Einschränkungen, Unterschieden von technologischen Standards und Problemen mit den Währungssystemen. Die Folgen des Klimawandels werden auf der ganzen Welt deutlicher, die nötige Koordinierung der Politik gegen die Erwärmung kommt nicht voran.

Für das Jahr 2035 sehen die Expert:innen keine deutliche Veränderung dieses Zustandes. Die graduelle Verschiebung nach Asien ist also stabil, die Umbrüche gehen eher konfliktreich als kooperativ vor sich.

Die Projektleiter:innen haben sich die Daten genau angesehen und verweisen darauf, dass die mehrheitliche Zustimmung zu dem  „New Value Block“-Szenario nur geringen Vorsprung vor anderen Entwürfen aufweist. „At the scenario level, the high uncertainty regarding global developement is reflected in the fact that the expected values of the eight scenarios all lie in a narrow range between 48 and 63.“ (S. 33)

Der Gegenwart würde mehr Kooperation guttun

Die Studie kontrastiert die Analyse des Status quo mit den Wünschen der Expert:innen. Dabei zeigt sich, dass der Gegenwart mehr Kooperation guttun würde. Zur Kenntnis nehme man, dass die Machtverlagerung vom Westen nach China schon längst begonnen hat. Nicht zuletzt deswegen geht man davon, aus, dass Allianzen auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden. Gerade wenn es um die Bekämpfung des Klimawandels geht, ist Zusammenarbeit unumgänglich. Unter den Expert:innen ist Optimismus, dass Zusammenarbeit die Welt prägen wird, in Afrika und Asien wesentlich stärker verbreitet als in den anderen Regionen.