Isabella M. Weber

How China Escaped Shock Therapy

Ausgabe: 2023 | 2
How China Escaped Shock Therapy

Mit Isabella M. Weber trat im Laufe der Gaspreiskrise eine sinologisch geprägte Wirtschaftswissenschaftlerin auf die Bühne der öffentlichen Aufmerksamkeit, deren erstes Buch, eine überarbeitete Version ihrer an der Universität Cambridge verfassten Doktorarbeit, man sich mit genügend Zeit und ausreichend Schärfe anschauen sollte, sofern man sich für die ökonomischen Umstände Chinas im Speziellen, oder für empirische beobachtbare Möglichkeiten und Grenzen staatlicher Intervention in ökonomische Systeme vor dem Hintergrund umfassender Veränderungen im Allgemeinen interessiert.

Konstrastive Verstehensräume

Der im Titel genannte Begriff „shock therapy“ deklariert hierbei das von westlichen Ökonomen als Mittel der Wahl propagierte In-strument, um planwirtschaftliche Ökonomien schlagartig in freie Marktwirtschaften zu transformieren. Historisch informiert wissen wir, dass diese Herangehensweise nach dem Fall der Sowjetunion in der Russischen Föderation zu robusten sozialen, ökonomischen und politischen Problemen führte. Ausgehend davon ist es Webers grundlegendes Anliegen, kontrastiv Verstehensräume zu eröffnen, wer, wie, wann, warum und wo dafür sorgte, dass die Volksrepublik China nach ihrer Gründung 1949 bis in die späten 80er Jahre unter der Führung der Kommunistischen Partei keine „shock therapy“ durchlief und dadurch sowohl politische Stabilität als auch ökonomischen Erfolg erreichte.

Ein vielfältig anregendes Buch

Webers Buch, das im April dieses Jahres auch in deutscher Übersetzung erscheint, zerfällt strukturell in zwei Teile. „Part I“ diskutiert zunächst historische bzw. philosophische Grundbedingungen einer innerchinesischen Diskussion zwischen gelenkten und freien Ökonomien, anschließend die amerikanische Preissteuerung nach dem zweiten Weltkrieg und schließlich die Rolle Preisstabilität im Rahmen der kommunistischen Revolution. Der folgende, ausführlichere „Part II“ arbeitet sich in fünf Kapiteln diachron von einer maoistisch geprägten Ökonomie über eine Rehabilitation des Marktes und einsetzenden Liberalisierungstendenzen bis zum Inflationsgeschehen im Jahr 1988 vor. Abgeschlossen wird der Band durch eine bibliografische Übersicht zu den wirkmächtigsten Protagonisten der angeführten Diskussionen, sowie einer ausführlichen Bibliografie und einem hilfreichen Index. Ein vielfältig anregendes Buch!