Der Sammelband „Migration and Pandemics. Spaces of Solidarity and Spaces of Exception“ bietet eine umfassende Analyse des gesellschaftspolitischen Umgangs mit migrierten Menschen während der Covid-19 Pandemie. Herausgegeben wurde das Buch von der Expertin für Migrationsfragen Anna Triandafyllidou. Sie konstatiert einen polarisierenden Effekt der Pandemie auf unser Verständnis von Staatsangehörigkeit: Während Menschen mit prekären Aufenthaltstiteln in systemerhaltenden Berufen einfachere Zugänge erhielten, wurden ebendiese für besonders vulnerable Asylsuchende (Menschen ohne Aufenthaltstitel, sich noch im Asylverfahren befindend oder undokumentierte Migrant:innen) vielfach erschwert bis verunmöglicht. Darüber hinaus stellt der Sammelband auch eine Zunahme des technischen Migrationsmanagements fest, was die prekäre Lage von geflüchteten Menschen weiter verschärfen könnte, insbesondere aufgrund von Allianzen mit Playern des privaten Sektors, wie die Zusammenarbeit Griechenlands mit der Firma Palantir. Zu dieser Allianz aus Staaten und privaten Firmen kommt hinzu, dass zwischen Firmen wie Clearview AI sowie Palantir Verbindungen zu rechtsextremen Personen nachgewiesen wurden. „The implications of Big Tech giants and corporate interests in these dangerous anti-migrant narratives is a very troubling development, all the more so because public-private partnerships lie at the heart of the development and deployment of migration management technologies“ (S. 58).
Es lässt sich festhalten, dass während der Pandemie die Aufenthaltsbedingungen für Migrant:innen in systemerhaltenden Berufen teilweise erleichtert wurden, die Arbeitsbedingungen sowie die hygienischen Schutzmaßnahmen blieben vielerorts jedoch prekär und unzureichend. Ebenso wurden gesellschaftlich wie auch politisch migrierte Menschen (erneut) als Sündenböcke dargestellt, im Buch wird auf Donald Trump und die steigende Feindlichkeit gegenüber Chines:innen hingewiesen, doch auch in Österreich zeigten sich Tendenzen dieses Verhaltens. Zur rechtlichen Schlechterstellung, welche auch Zugänge zu Sozial- und Gesundheitsleistungen umfasst, kam mit der Pandemie auch noch soziale Ausgrenzung bzw. Diskriminierung verstärkt hinzu.