
Bildung kann die Lebenschancen von Kindern und Jugendlichen wesentlich verbessern, daher ist ein guter Zugang zu Bildung und Ausbildung besonders für junge Menschen mit Migrationsgeschichte wichtig. Dass es aber gerade in diesem Bereich viele Probleme gibt, ist weitreichend bekannt. Der Sammelband „Bildung im Kontext von Flucht und Migration“, behandelt sowohl aus theoretischer wie auch empirischer Perspektive die Zugänge, Ausgrenzungserfahrungen und Entwicklungen im Spannungsfeld zwischen Migration(sforschung) und Bildung. Als besonders einflussreich gelten die Übergänge innerhalb des Bildungssystems, etwa von Vorbereitungsklassen in den Regelunterricht. Einen wichtigen Beitrag zur Untersuchung dieser wichtigen Phase in Deutschland leistet die Doktorandin Stephanie Warkentin in ihrem Beitrag. Einer Studie zufolge erleben Schüler:innen eine Diskrepanz zwischen ihren persönlichen Zielen und dem ihnen zugestandenen Handlungsspielraum. Die Autorin stellt fest, dass eine „Deutungshoheit bei Lehrkräften und Schulleitungen hinsichtlich zukünftiger Schullaufbahnentscheidungen einzelner Schüler:innen [vorliegt], die aber mit einer Verantwortungsverschiebung gekoppelt ist“ (S. 162). Bewegt sich ein:e Schüler:in nicht innerhalb des von den Lehrkörpern vorgegebenen Bildungsweges, wird von Seiten der Schule das Narrativ des individuellen Scheiterns hervorgebracht und die Schuld hierfür an die Schüler:innen übertragen. In den Interviews sprachen die Pädagog:innen in solchen Fällen davon, an einer Grenze angekommen zu sein und schreiben das vermeintliche Misslingen den Schüler:innen allein zu. Anstatt also den Schüler:innen jegliche Mitbestimmung ihrer schulischen Laufbahn zu verwehren, braucht es eine Anerkennung ihrer Handlungsfähigkeit sowie eine aktive Partizipation von Beginn an, was sich auch positiv auf das schulische Engagement der Betroffenen auswirken kann. Darüber hinaus bestehen weitere systematische Herausforderungen, so stellt der Übergang von Schüler:innen in die Regelklassen einen Verteilungskonflikt dar, da ohnehin Plätze in den Klassen fehlen und so weiteres Konfliktpotential sichtbar wird. Der Sammelband verdeutlicht die komplexe Ausgangssituation und verweist auf blinde Flecken, welche weiterführende Forschung benötigen.