Hein de Haas

Migration. 22 populäre Mythen und was wirklich hinter ihnen steckt

Ausgabe: 2024 | 4
Migration. 22 populäre Mythen und was wirklich hinter ihnen steckt

Über wenige Themen wird seit so vielen Jahren und so konsequent debattiert wie über Migration. Doch was steckt eigentlich hinter unseren Erzählungen und Meinungen zum Thema? Genau damit befasst sich das Buch „Migration. 22 populäre Mythen und was wirklich hinter ihnen steckt“ von Hein de Haas, Professor für Soziologie sowie für Migration und Entwicklung. In seiner Einleitung kritisiert de Haas das Vorherrschen eines schwarz-weiß Diskurses, demnach man entweder für oder gegen Migration zu sein habe. „Unsere Pro- und Kontra-Debatten lassen keine echte Auseinandersetzung mit dem Thema zu und bieten keinen Raum für Zwischentöne und Differenzierungen. […] Die Fakten sprechen nicht für sich selbst, sie ergeben nur Sinn im Zusammenhang einer umfassenden Geschichte über Migration und darüber, was sie für die Menschen bedeutet“ (S. 17). Darum gibt er einen umfassenden Einblick in die Geschichte der Migration und zeigt, dass entgegen der häufigen Annahme, das Ausmaß der Migration sei noch nie so hoch gewesen, der Anteil von Migrant:innen an der Weltbevölkerung seit 1960 relativ stabil bei etwa drei Prozent liegt, sich spätestens seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nur die Richtung geändert hat und Europa immer mehr zum Ziel geworden ist. Zwei ebenfalls weitverbreitete Argumente gegen Migration sind die Sorge um die Finanzierbarkeit des sozialen Systems beziehungsweise auch die Angst um Arbeitsplätze der autochthonen Gesellschaft. Diese beiden Ängste kann der Migrationsexperte weitestgehend entkräften. Wenngleich die Berechnung der Nettokosten der Zuwanderung methodisch komplex ist und die Ergebnisse der Forscher:innen von Verlusten bis hin zu Gewinnen durch Migration reichen, lässt sich eines festhalten, nämlich „die Tatsache, dass die Auswirkungen auf den Staatshaushalt – ob positiv oder negativ – in Wirklichkeit sehr gering ausfallen“ (S. 185). Das belegt der Experte unter Rückgriff auf den Wirtschaftswissenschaftler Robert Rowthorn, welcher zu dem Ergebnis gekommen ist, dass „der Beitrag der Zuwanderung innerhalb einer Spanne von +/- 1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegt“ (S. 185). Das Buch „Migration. 22 populäre Mythen und was wirklich hinter ihnen steckt“ ist jedenfalls zu empfehlen. De Haas hält, was er einleitend verspricht: eine sachliche Aufarbeitung der vielen Fragen rund um das Thema Migration. Die Lektüre eröffnet neue Perspektiven, erklärt viele Entwicklungen und zeigt auch immer wieder Lösungen auf.