”Fernsehwelt und politische Wirklichkeit - beide haben viel zu häufig wenig, oft gar nichts miteinander zu tun." Seit dem Medienspektakel "Golfkrieg" hat sich diese alarmierende Erkenntnis schon fast zur allgemeinen Binsenweisheit entwickelt. Die Glaubwürdigkeit der Medien in Bezug auf Kriegsberichterstattung hat in den letzten Jahren rapide abgenommen. Christian Hörburger, Medienexperte des Tübinger Vereins für Friedenspädagogik, ist jedoch Medienpädagoge genug, um nicht in allzu resignative Medienkritik miteinzustimmen. Wohl macht er bewußt, daß schon in vielen Fällen allein die Anwesenheit von Journalisten Kriegshandlungen, Mord und Leid ausgelöst haben, weil die Täter auf Multiplizierung der propagandistischen Wirkung zählten, und stellt zur Diskussion, inwieweit die Sequenzen über Tod, Hunger und Elend dazu dienen, voyeuristische Interessen zu bedienen, oder sich ein echtes und unmittelbares Interesse an den Opfern daran ablesen läßt. Neben alledem fordert er jedoch zur konstruktiven Auseinandersetzung mit dem Medium Fernsehen auf, indem er Fragestellungen didaktisch aufbereitet, die hinter die Kulisse der medialen Kriegsberichterstattung blicken lassen. Ihm ist es ein Anliegen, diese dunkle, undurchsichtige und verwirrende" Fernsehkriegsrealität" möglichst verstehbar zu machen. Dabei läßt er einen ARD-Korrespondenten schildern, wie sich in den vergangenen Jahren das Risiko für Kamerateams und Reporter vervielfacht hat, weil das Bildmaterial, das im Frühstücksfernsehen gezeigt wird, am Mittag bereits verbraucht sei. Er vergißt auch nicht, behutsame Hintergrundberichte, die hinter die Oberfläche leuchten, zu präsentieren oder Versuche zur Diskussion zu stellen, einen Pressekodex zu formulieren, der die freie individuelle Meinungsbildung fördern und zu umfassender, wahrheitsgetreuer und sachlicher Berichterstattung auffordern sollte. Kernstück dieses Buches ist ein umfassender Praxisteil mit Arbeitsmaterialien, methodischen Vorschlägen für den Unterricht, Bildern und Texten, die jeweils von einem Begleitfilm mit ausgewählten Videosequenzen unterstützt werden. HP. G.
Hörburger, Christian: Krieg im Fernsehen. Didaktische Materialien und Analysen für die Medienerziehung. Tübingen: Verein für Friedenspädagogik, 1996.
