Das Jahr 2000 rückt, besetzt mit Hoffnungen und Ängsten, in seiner magischen Anziehungskraft rasch näher. Evolutionsgeschichtlich ist dieses Datum kein besonderes Ereignis auf der Skala der Jahrmilliarden; doch die "Magie der Jahrtausendwende" wird erst dann zu einem produktiven Prozess, wenn sich eine gewisse Nachdenklichkeit einstellt. Im Gespräch mit dem Herausgeber machten sich elf Persönlichkeiten über die Zukunft Gedanken - zunächst für den Bayerischen Rundfunk, nunmehr auch zum Nachlesen, damit wir "nicht ohne jede Vorbereitung ins nächste Jahrtausend" stolpern. Vorgestellt werden Überlegungen von G. Binnig zum kreativen Prozess, zur Spontaneität, zum Spielen mit ungewohnten Möglichkeiten, aus denen dann Neues entsteht. R. Breuer äußert sich verständlich zu seinem wissenschaftlichen Denkmodell, dem "anthropischen Prinzip", das den Menschen wieder ins Zentrum des Universums stellt. Interessant ist auch ein von R. Dahlberg präsentiertes Projekt der großtechnischen Versorgung der Menschheit mit Solarwasserstoff. Zu Wort kommen weiters H.-P. Dürr, R. Sheldrake (dessen neues Buch an anderer Stelle dieser PZ-Ausgabe ausführlich besprochen wird) sowie J. v. Puttkamer, der bei der NASA für Langzeitplanung verantwortlich ist. H. Keller spekuliert über die Möglichkeiten von Cornputern insofern kompetent, als er selbst ein Programm entwickelt hat, das die meisten Tippfehler während des Schreibvorganges korrigiert. In einer Psycho-History "bekannter" Politiker beschreibt A. Gruen, wie Menschen unter den Taten derjenigen leiden, "die sich als normal geben". Nach F. Vester und P. Kafka komplettiert H. Stattler als einzige Frau die Runde. Ihre Vision als Leiterin einer Management-Schule ist die Stärkung der sozialen Kompetenz von Führungskräften. Natürlich können in einem Band wie diesem nicht alle "Hoffnungsträger der Zukunft" zu Wort kommen. Der und die andere muss jedoch schmerzlich vermisst werden. Konstruiert scheint auch die Rechtfertigung nur einer Gesprächspartnerin: "Dass die größten Umwälzungen im gesellschaftlichen Bereich der Zukunft vermutlich aus der neuen Raffe der ,emanzipierten' Frau erwachsen werden ". so der Herausgeber, wird durch die Auswahl eher in Frage gestellt als bestätigt.
Konzepte für die Zukunft. Das neue Denken in Wissenschaft und Wirtschaft. Hrsg. v. Jürgen vom Scheidt. Stuttgart (u.a.): Bann Aktuell, 1990. 239 S., DM 39,- / sFr 33,40 / öS 304,20