Sich gegen Kinder zu entscheiden, vor allem als Frau, das bricht vor allem in konservativen Kreisen mit sozialen Erwartungen. Darüber einen gesellschaftlichen Diskurs zu führen ist extrem spannend, wichtig und facettenreich: Philosophie, Feminismus, Politik, Ökonomie, Ökologie – verschiedenste Felder bieten diverse Perspektiven für relevante Diskussionen. Da könnte man viel herausholen, etwa kulturwissenschaftlich argumentieren, philosophischen Tiefgang bieten, politische Strukturen detailliert erklären, eine ausgewogene und fundierte Quellenlage liefern.
Die selbst proklamierte Ökofeministin Verena Brunschweiger benennt in ihrer Fortpflanzungskritik – in der Einzelbeispiele aus Bayern, persönliche Erlebnisse und Mutmaßungen als gesellschaftlicher Querschnitt präsentiert werden – folgende Kernpunkte: „1. Angesichts der katastrophalen Zustände, unter denen unsere Umwelt leidet, muss Reproduktion insgesamt ausdrücklich hinterfragt werden. 2. Angesichts der Zustände, unter denen die meisten Mütter ihren Alltag fristen (müssen), ist es im Interesse der Frauen und damit die deutlich ‚feministischere‘ Entscheidung, sich der Fortpflanzung zu verweigern.“ (S. 18) Sie betont also, dass die effektivste Methode, um als Individuum CO2 einzusparen, die sei, keine Kinder zu bekommen. Darauf bauen auch die meisten Medienbeiträge auf, die sich auf dieses Buch beziehen. Neben diesem ökologischen Argument ist die Autorin der Meinung, dass jede ‚echte‘ Feministin die Mutterrolle von sich weisen muss, da sie sich andernfalls „einem der wirkmächtigsten und ältesten patriarchalen Imperative“ (S. 19) beugen würde. All jene Frauen, die sich für Nachwuchs entscheiden, überzieht sie mit beißendem Spott und stellt ihre Mündigkeit in Frage. Aber es ginge ihr nicht darum Mutterschaft abzuwerten, sagt sie. „Es geht vielmehr darum, die antifeministischen Implikationen dieses Konzeptes aufzuzeigen, in aller Deutlichkeit auf die ausgrenzenden gesellschaftlichen Wertsetzungen zulasten Kinderfreier hinzuweisen und die Probleme zu thematisieren, die sich vor dem Hintergrund des Zustands unserer Umwelt ergeben.“ (S. 49)
Der positive Aspekt von Pamphleten ist, dass sie jenseits der unweigerlichen Polarisierung eine gewinnbringende Debatte begünstigen können, die dann, gesamtgesellschaftliche und wissenschaftliche Relationen herstellend, auf Basis von gegenseitiger Akzeptanz geführt wird. Dass sich eine solche Debatte entwickelt und gleichzeitig von diesem Buch löst, bleibt zu hoffen.