Kinder in der Dritten Welt

Ausgabe: 1991 | 3

Von keinem Ziel, das die Vereinten Nationen der Menschheit vorgegeben hat, sind wir weiter entfernt als von jenem, das sich auf die Rechte der Kinder bezieht. Würde man für jedes an einer Krankheit wie etwa Gastroenteritis leidende und daher heilbare Kind, das im Verlauf von 24 Stunden stirbt, ein Kreuz errichten, so bräuchte man 41096 Stück. Man müsste also in zwei Minuten jeweils 57, oder alle zwei Sekunden ein Kreuz aufstellen. Bilder wie wir sie im Westen kennen, die Kinder mit aufgeblähtem Bauch und faltiger Haut über den skelletiert scheinenden Gliedmaßen zeigen, sind nur der pornographische Teil dieser Wirklichkeit aus Armut und Hunger. Der größte Teil der Unterernährung, vermutlich 95%, ist unsichtbar. Hunger ist eine Vampirkrankheit, ein verstohlener Dieb, der ein Kind von innen her auffrisst. So etwa sieht ein kleiner Ausschnitt jener Wirklichkeit aus, die in krassem Gegensatz zu der UN-Charta über die Rechte der Kinder (1959) steht. Dem schlüssig zusammengestellten Buch, das Fallbeispiele, Hintergrundanalyse und statistisches Material enthält, ist die Rede Richard von Weizsäckers vorangesetzt, die dieser auf der Welt-Kinder-Gipfelkonferenz 1990 vor den Vereinten Nationen gehalten hat. Literaturhinweise und der komplette Text der UN-Charta sowie eine Darstellung des Kinderhilfswerkes "terre des hommes" komplettieren den Band.

Ennew, Judith; Milne, Brian: Kinder, die nicht sein dürfen. Leben und Überleben in der Dritten Welt. München: C.H. Beck, 1991. 174 S., DM 16,801sFr 14,201 öS 131