Carolin Butterwegge, Christoph Butterwegge

Kinder der Ungleichheit

Ausgabe: 2022 | 1
Kinder der Ungleichheit

Der Experte für soziale Ungerechtigkeit Christoph Butterwegge und die Erziehungswissenschaftlerin Carolin Butterwegge widmen sich dem Ausmaß und den Ursachen der sozialen Ungleichheit unter Kindern. Dafür reflektieren sie den Begriff der Armut und liefern Zahlen: So ist die Vermögensverteilung in Deutschland in den vergangenen 25 Jahren deutlich ungleicher geworden. „Während die obere Hälfte der Verteilung ihr Nettovermögen im Zeitraum zwischen 1993 und 2018 mehr als verdoppelte, besaß die ärmere Hälfte der Bevölkerung weniger als ein Vierteljahrhundert zuvor; ein Haushalt der reichsten 10 Prozent war im Jahr 1993 durchschnittlich 50-mal, im Jahr 2018 aber 100-mal reicher als ein Haushalt der unteren Hälfte.“ (S. 39) Von den 13,5 Millionen Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren in Deutschland wachsen 2,8 Millionen in einer Armutslage auf. Das bedeutet, dass das Einkommen ihrer Familien weniger als 60 Prozent des mittleren bedarfsgewichteten Haushaltsnettoeinkommens beträgt und/oder die Familie für die Armutslage typische Sozialgelder bezieht (S. 50). Besonders Kinder von Alleinerziehenden haben häufig mit Armut zu tun.

Die genannten, gegebenenfalls abstrakt wirkenden Zahlen bedeuten im alltäglichen Leben (nicht nur) für jungen Menschen eine immense Hürde, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, das Geld sei zu gering, um wenigstens einmal im Monat ins Kino oder auf ein Konzert zu gehen. Klassenfahrten oder Einladungen nach Hause fänden so gut wie nie statt, wird die Bertelsmann-Stiftung zitiert. (S. 59)

Dass sich die wirtschaftliche Ungleichheit auch in den Bildungschancen niederschlägt, kann ebenfalls statistisch belegt werden. Auf den Punkt gebracht: „Wo eine Villa ist, ist auch ein Weg - zum Abitur, zum Studium und zur beruflichen Karriere.“ (S. 105)

Abschließend wird die Zukunft in den Blick genommen. Die wichtigsten Vorschläge, die dazu beitragen sollen, Kinderarmut zu reduzieren, werden auf den Prüfstand gestellt. Das Programm, das entworfen wird, umfasst die Reregulierung des Arbeitsmarktes, um den Familien mehr Stabilität zu bieten, die Verbesserung der sozialen Infrastruktur, das Aufbrechen der Benachteiligung von Kindern aus wirtschaftlich schwächeren Familien im Bildungssystem, die soziale Treffsicherheit der Familienförderung und die Verbesserung der Wohnversorgung.