Südafrika ist der Ausgangspunkt der transkulturellen Management-Erfahrungen, durch die der Autor vom "weißen (westlichen) Mann zum weißen Afrikaner wurde". Koopman gründete 1978 das Unternehmen "Cashbuild", eine Großhandelskette für Baumaterial, das sich auf den schwarzen Baumarkt konzentrierte. Die Mitarbeiter waren zu 84 % schwarz, zu 13 % weiß und zu 3 % indischer Abstammung. Als nach vier Jahren die guten Betriebsergebnisse zurückgingen, begann Koopman die Struktur des Unternehmens zu durchleuchten und entwickelte neue Organisationsformen.
Durch das Zusammenleben mit seinen schwarzen Angestellten lernte der Autor viel über den eigentlichen "Geist des Menschen": Über Würde, Stolz, die eigene Kultur, Kreativität, eigenständiges Denken und Humor. Und ihm wurde klar, dass diese Aspekte in direktem Zusammenhang mit der Art der Organisation stehen: die CARE-Philosophie entstand (Cashbuilds Aspirations with Regard to Excellence, etwa: Cashbuilds Vorstellungen, was vorzügliche Leistung angeht). Auf fünf Orqanisationsebenen bildeten sich CARE-Gruppen, die ihre Probleme in Offenheit und Gleichheit diskutierten.
Doch noch einmal wartete ein Rückschlag auf Cashbuild: Die Arbeiter fühlten sich weiter nur als Teil des Prozesses Produktion - Vertrieb - Verbrauch, die Arbeitskraft war weiter losgelöst vom Menschsein. Nach intensiven Diskussionen entstand schließlich die Venturecomm-Gruppe: Jeweils fünf demokratisch gewählte Mitarbeiter sollten jede Geschäftsstelle leiten. Die Schlagzeile „Cashbuild - die Firma, wo die Arbeiter ihre Manager entlassen können", erschreckte viele, das Prinzip bewährte sich aber. Gerade weil die Arbeiter (unter anderem) dieses Recht hatten, musste niemals darauf zurückgegriffen werden.
Das Buch beschreibt in detaillierter und selbst erfahrener Form die einzelnen Schritte, die in einem Unternehmen das Nebeneinander verschiedener Kulturen mit dem Unternehmenserfolg verbinden helfen. Durch die leicht verständliche Darstellung hat Koopman die Übertragung auf viele andere Anwendungsfälle erleichtert. Nicht zuletzt wird er durch die Verknüpfung kapitalistischer und sozialer Ansätze zu einem Wegbereiter einer dringend notwendigen Veränderung in multikulturellen Unternehmen.
R. M.
Koopman, Albert: "Transcultural Management". Ein umweltorientiertes Modell interkultureller Organisationsberatung. Köln: Ed. Humanistische Psychologie, 1994. 235 S. DM 44,- / sFr 40,50/ ÖS 343