Sozialökologisches Unternehmertum statt Versorgungsstaat

Ausgabe: 1999 | 3

Wenn die ökologischen, sozialen und ökonomischen Herausforderungen der Zukunft erfolgreich bewältigt werden sollen, bedarf es eines grundlegenden gesellschaftspolitischen Wandels vom Arbeitnehmer- und Beamtenstaat hin zu Eigenverantwortlichkeit und Mut zum Unternehmertum. Klaus Günther und Reinhard Pfriem - beide leisteten Pionierarbeit auf dem Gebiet der ökologisch orientierten Unternehmensführung - wollen keine verheißungsvollen Patentrezepte liefern. Ihnen geht es primär um eine Revitalisierung der moralischen Freiheit und Verantwortung des Einzelnen. Ihre Ideen von der Unternehmergesellschaft verstehen sie gerade nicht als einseitige Ausrichtung der Gesellschaft nach engen ökonomischen Kriterien. „Unternehmergesellschaft meint als regulative Idee für jeden einzelnen Menschen, der prinzipiell dazu in der Lage ist, an die Stelle von Ansprüchen gegen Staat und Gesellschaft die aktive Mitgestaltung der Gesellschaft zu setzen.“ (S. 213)

Zunächst geben die Autoren einen Überblick über den für Deutschland konstatierten sozialpolitischen Reformstau. Die Fakten sprechen für sich: Seit 1982 hat sich die Zahl der Sozialhilfeempfänger (bei über 4 Mio. Arbeitslosen und 2,8 Mio. regelmäßigen Sozialhilfebeziehern) verdoppelt. „Mit einem Volumen von 1250 Mia. D-Mark verschwand 1997 jede dritte D-Mark des deutschen Bruttoinlandprodukts in staatlichen Leistungen zur Finanzierung des sozialen Netzes.“ (S. 53) Günther/Pfriem kritisieren hier v. a., daß nicht die Bedürftigsten als Nutzer des Sozialsystems vorkommen, sondern jene, die mit Vollkaskomentalität Ansprüche an den Staat richten. Wie die sozialen Sicherungssysteme ihre Ordnungsfunktion verloren haben, zeigt sich auch am Verhalten der Bürger, wenn einerseits versucht wird, sich der Steuerlast zu entziehen und andererseits staatliche Leistungen in Anspruch genommen werden. Gar nicht zu denken an die „Steuerfluchtmentalität“ großer Unternehmen.

Die notwendige Senkung der Staatsquote könnte etwa durch ein „Gesetz zur Begrenzung der Staatsschulden und Subventionen“ erreicht werden, damit sich die öffentlichen Ausgaben wieder auf Kernbereiche besinnen könnten. „Bei einem Subventionsvolumen von annähernd 9 Mrd. D-Mark pro Jahr lebt es sich gut im deutschen Steinkohlebergbau.“ (S. 92) Gefordert wird auch eine Reduzierung der Steuer- und Abgabenlast auf das zu versteuernde Erwerbseinkommen. Ökoabgaben, so die Autoren, sollten primär Instrumente der Umweltpolitik und nicht der Arbeitsmarktpolitik sein. Auf unternehmerischer Ebene sind künftig verschiedenste Kooperationen und strategische Netzwerke wünschbar und notwendig.

Insgesamt bedarf es, und das vermitteln die Autoren dieses Bandes ausgezeichnet, einer überaus differenzierten Betrachtungsweise jenseits des neoliberalen Gedankenguts, um einen neuen unternehmerischen Geist zu fördern. A. A.

Günther, Klaus; Pfriem, Reinhard: Die Zukunft gewinnen. Vom Versorgungsstaat zur sozialökologischen Unternehmergesellschaft. München (u. a.): Hanser, 1999. 227 S. (Ökologische Unternehmensführung) DM 69,- / sFr 64,80 / öS 504,-