Integration und Ausgrenzung in Einwanderungsländern

Ausgabe: 1993 | 4

Ein Kongreß in Frankfurt/M. im Jahr 1992 zum Thema "Fremd ist der Fremde nur in der Fremde" war Ausgangspunkt dieser Publikation, deren 16 Beiträge sich mit Einwanderung und Integration in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA beschäftigen. Zwangsläufig kreisen viele dieser Analysen um die vielzitierte multikulturelle Gesellschaft, über deren Ausgestaltung und Möglichkeiten auch in der antirassistischen Publizistik durchaus unterschiedliche Ansätze existieren. Während etwa Claus Leggewie dieser Idee grundsätzlich positiv gegenübersteht und die Vision einer Gesellschaft ohne kulturelles Zentrum und ohne hegemoniale Mehrheit aufrechterhält, verweist Dan Diner auf die Gefahren, die unter den Bedingungen der herrschenden politischen Kultur jeder Betonung von Differenz innewohnen. Dem Vergleich unterschiedlicher Integrationsmodelle ist auf sehr anschauliche Weise der Beitrag des französischen Politologen Gilles Kepel gewidmet. Sowohl die in Großbritannien praktizierte Integration von Gemeinschaften unter Beibehaltung der Trennung kultureller Identitäten als auch die auf das Individuum abzielende Integrationsform in Frankreich werden untersucht. „Rushdie-Affäre" und „Tschador-Affäre" stehen dabei stellvertretend für die Grenzen des jeweiligen Modells.  Daß auch die USA nicht jener Schmelztiegel sind, der unter dem Dach eines gemeinsamen Nationalbewußtseins das Aufkommen ethnischer Konflikte verhindert, demonstriert George Lipsitz. Wenn auch die Unruhen im Frühjahr 1992 (insbesondere in Los Angeles) das Problem des nach wie vor manifesten Rassismus der US-Gesellschaft ins allgemeine Bewußtsein brachten, bemüht sich der Autor doch gerade im Bereich der Pop- und Subkultur, Ansätze einer multikulturellen Zukunft aufzuspüren und darzustellen. Gerade vor dem Hintergrund einer europaweit zunehmenden rechtsextremistischen Bewegung, die vor allem bei der Jugend spektakuläre Erfolge verbuchen kann, ist die vorliegende Publikation eine wichtige Diskussionsgrundlage für eine der zentralen zukunftsrelevanten Fragen, auf die sowohl die Staaten Europas als auch die USA Antworten werden finden müssen. G.S.

Schwierige Fremdheit. Über Integration und Ausgrenzung in Einwanderungsländern. Frankfurt/M.: Fischer, 1993. 307 S., DM 24,90 / sFr 21, 10 / öS 194,20