"Ich bin als Christ gegangen, ich habe mich als Hindu gefunden, und ich kehre als Buddhist zurück, ohne doch aufgehört zu haben, Christ zu sein." Panikkar ist in der Tat einen weiten Weg gegangen und dabei zu einem Mittler zwischen Ost und West geworden. Sein Anliegen ist die offene, vorurteilsfreie Begegnung der Religionen, die nur dann überleben werden, wenn sie aufeinander zu- und eingehen. Nicht vom eigenen Glauben, der eigenen Geschichte und Kultur abzulassen gilt es, sondern im "Innerreligiösen Gespräch" die Herausforderung eines möglichen Wandels, "das Risiko eines Umsturzes meiner überlieferten Denk- und Lebensmuster" anzunehmen. In einer Zeit, in der es nicht zuletzt um die Frage geht, "wie die christliche Botschaft sinnvoll zu verkünden ist", kann es keine Einbahnstraßenbewegung, keinen Heilslehren-Export geben. Panikkars Utopie einer "um den heimischen Herd herum angesiedelten universalen Menschlichkeit' ist mit jedem geschlossenen Lehrsystem unvereinbar, da dieses das Ende der Religion bedeutet. Der Autor fasst sein Anliegen teils in gleichnishafte Bilder, spricht von Religion als "geographischem Modell" oder als Regenbogen, dessen Spektrum verschiedene Bekenntnisse desselben Glaubens zum Ausdruck bringt. Er zeigt aber auch, dass der religiöse Mensch sich nicht aus allem heraushalten kann, indem er "einfach zum Himmel starrt oder dem Vergangenen nachtrauert". Diese Botschaft ist heute nicht minder aktuell als 1978, dem Erscheinungsjahr der amerikanischen Originalausgabe.
Panikkar, Raimon: Der neue religiöse Weg. Im Dialog der Religionen leben. München: Kösel, 1990. 189 S., DM 36,-1 sFr 32,-1 öS 280,80