Paul R. Daugherty, H. James Wilson

Humane + Machine

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Humane + Machine

Die Digitalisierung hält schon seit vielen Jahren Einzug in die verschiedenen Lebensbereiche. Die wirklich gravierenden Umbrüche in der Arbeitswelt stehen jedoch noch bevor. Die Autoren Paul R. Daugherty und H. James Wilson beschäftigen sich in Human+Maschine mit der Zukunft der Arbeit. Anhand von zahlreichen Beispielen zeigen sie, wie Künstliche Intelligenz (KI) in das Arbeitsleben integriert wird und wie die zukünftige Zusammenarbeit zwischen Menschen und intelligenten Maschinen aussehen kann. Die Autoren zeichnen dabei ein durchweg positives Zukunftsbild.

Mensch und Maschine

Das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine war schon immer zwiegespalten, da Maschinen zwar unterstützen, aber auch oftmals als Bedrohung wahrgenommen werden. „Die Vorstellung, intelligente Maschinen seien eine potenzielle Bedrohung für die Menschheit, hat eine lange Geschichte und führt dazu, dass auch viele Manager eine mehr oder weniger ähnliche Sichtweise einnehmen – sie denken ausschließlich daran, dass Maschinen die Menschen zu ersetzen drohen.” (S. 16) Daugherty und Wilson argumentieren jedoch gegen diese Sichtweise. Im Rahmen einer globalen Studie mit über 1.500 Unternehmen, die bereits Künstliche Intelligenz einsetzen, haben sie festgestellt, dass sogar ganze Kategorien neuer Jobs entstehen können.

Die Beziehung zwischen Mensch und Maschine ist dabei wechselseitig. Einerseits kann der Mensch die Maschine ergänzen und zum andern kann die Maschine dem Menschen übermenschliche Fähigkeiten verschaffen. Daugherty und Wilson nennen diese Zusammenarbeit in ihrem Buch „die fehlende Mitte“. „In der fehlenden Mitte arbeiten Menschen mit intelligenten Maschinen zusammen, wobei jede Seite das tut, was sie am besten kann.” (S. 17) Menschliche Stärken sind zum Beispiel Kreativität, Improvisation, Urteilsvermögen und Führungsqualitäten. Diese sind nach wie vor relevant und unentbehrlich. Maschinelle Stärken wie Schnelligkeit, Genauigkeit, Wiederholung und Skalierbarkeit werden zudem immer wichtiger. Die Herausforderung für zukünftige Arbeitgeber liegt hier in der Beschaffung von neuen Stellen, in denen sich diese Kompetenzen ergänzen und Mensch und Maschine in Synergie zusammen arbeiten. Mensch und Maschine treten sich dabei nicht als Konkurrenten gegenüber. Wenn Unternehmen Maschinen nur als Ersatz für Menschen sehen, werden sie laut den Autoren am Ende zurückfallen. Die Unternehmen, die innovative Wege für das Zusammenspiel suchen, werden hingegen Branchenführer werden.

Im ersten Teil des Buches beschreiben Daugherty und Wilson anhand von Beispielen, wie KI in Unternehmen bereits verwendet wird. So setzt die schwedische Großbank SEB eine virtuelle Assistenz namens Amelia ein, um mit den Kunden unmittelbar in Kontakt zu treten. Auch in der Wissenschaft kann künstliche Intelligenz Arbeitsprozesse erleichtern. Die Lern- und Simulationssoftware von GNS Healthcare erstellt direkt aus den Daten Hypothesen und spürt somit Zusammenhänge auf.

Die neuen Berufe der fehlenden Mitte

Um die Synergie zwischen Mensch und Maschine perfekt nutzen zu können, müssen die Unternehmen laut den Autoren über neue Berufsbilder für ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nachdenken und somit neuartige Arbeitsbeziehungen zwischen Mensch und Maschine generieren. Der Mensch kann in der fehlenden Mitte als Trainer, Entwickler und Erhalter der Maschine fungieren, während die KI die menschlichen Fähigkeiten erweitern kann. In der Trainerfunktion bringt der Mensch beispielsweise der Maschine bei, Mitgefühl zu zeigen. Eine konkrete neuartige Rolle wäre beispielsweise der Machine-Relations-Manager. Dieser hat ein ähnliches Aufgabenfeld wie der Human-Resources-Manager (Personalmanager), jedoch führt er keine Personen, sondern KI-Systeme. 

Leitfaden für Manager

Zuletzt richten sich die Autoren gezielt an Manager und Managerinnen, skizieren einen Leitfaden für diese. Sie zeigen auf, welche Schritte Führungskräfte gehen müssen, um KI erfolgreich in das Unternehmen zu integrieren. Der entscheidende Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg dieser Zusammenarbeit liegt in den Prinzipien ihres entwickelten Leitfadens: Zentrale Punkte dieses Leitfadens sind eine gewisse Geisteshaltung und Offenheit der neuen Technologie gegenüber, sowie Experimentierfreudigkeit und das Bereitstellen von Daten und notwendigen Fertigkeiten. Dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dabei nicht außer Acht gelassen werden dürfen, und der Umgang mit der KI verantwortungsvoll sein muss, stellt die Basis der Zusammenarbeit dar.  

Auch wenn sich der letzte Teil gezielt Personen aus dem Bereich des Managements richtet, ist das Buch durch die Vielzahl an einprägsamen Beispielen für jeden Interessierten ein sehr guter Einstieg in die Thematik. Intelligente Maschinen sind ein Thema, welches uns in Zukunft vermehrt beschäftigen wird. Denn auch die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen müssen anfangen neu zu denken und KI nicht nur als Bedrohung, sondern als Bereicherung wahrnehmen.