"Gewalt in der Stadt" repräsentiert nicht allein den Titel des oben zitierten Buches, sondern auch eine Grazer Arbeitsgruppe, die sich aus Sozialpädagogen unterschiedlicher Arbeitsschwerpunkte und Vertretern öffentlicher Ämter zusammensetzt. Diese Gruppe hat sich die Erforschung und Prävention von Gewalt zur Aufgabe gemacht. Eine These des Buches und vorläufiges Arbeitsergebnis: „... Vielschichtigkeit und nicht zuletzt die subtilen, versteckten Formen der Gewalt (sind) die Grundlage für eine steigende Bereitschaft zu und für die Ausübung von direkter und körperlicher Gewalt durch den einzelnen wie in der Gesellschaft ... " Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Verständigung in vielen kleinen Schritten letztlich tatsächlich verändernd wirkt. Gewalt total zu verhindern, ist nicht das erklärte Ziel der Gruppe, vielmehr sie zu zähmen. - Die genannte Annäherung und Verständigung in kleinen Schritten wird vor allem im zweiten Band dargestellt.
Aus den verschiedenen Bereichen, in welchen die Gruppe "Gewalt in der Stadt" forschend und beratend aktiv geworden ist, seien zwei herausgegriffen: die Wohn- und die Grundschulproblematik. Um Gewalt gar nicht erst entstehen zu lassen bzw. die Bereitschaft dazu zu minimieren, muss jedem Erwachsenen und jedem Jugendlichen ein (angemessener) Wohnraum zur Verfügung stehen. Damit dies gewährleistet ist, sind alle Wohnraumressourcen zu aktivieren, die rechtliche Seite des Wohnens (Mietverträge, Mieterschutz etc.) zu überprüfen und für Notfälle Ubergangslösungen zu finden und auszubauen, um gefährdete Jugendliche oder Erwachsene nicht dem Kreislauf von Obdachlosigkeit Arbeitslosigkeit Hoffnungslosigkeit auszusetzen.
Die Arbeit gegen Gewalteskalation sollte schon in den Grundschulen einsetzen. Auch hier spielen die Räumlichkeiten eine wesentliche Rolle. Aus Gründen der verstärkten und gezielten Einzelarbeit wäre Teamteaching wünschenswert. Die Unterrichtsmaterialien sind darauf hin zu überprüfen, ob sie die absolute Priorität "Stoffvermittlung" setzen, oder ob sie Raum für soziales Lernen lassen. Gewaltaufarbeitung und -bewältigung liegt, verfolgt man deskriptive und reflektierende Passagen der beiden Bände, wesentlich daran, ob sich engagierte Lehrer, Eltern, Vertreter von Behörden etc. finden, die bereit sind zu Mitarbeit und Offenheit.
S.Sch
Gewalt in der Stadt. Wahrnehmungen und Eingriffe. Hrsg. v. Reiner Steinweg.
Münster: agenda Verl., 1994.3375., DM 38,- / sFr 35,- / öS 297
Stadt ohne Gewalt. Verringerung, Vermeidung, Vorbeugung. Hrsg. v. Reiner Steinweg/Arbeitsgruppe "Gewalt in der Stadt ".
Münster: agenda Verl., 1994. 1385., DM 32,- / sFr 29,50/ ÖS 250,