Barbara Schönig, Lisa Vollmer (Hg.)

Wohnungsfragen ohne Ende

Ausgabe: 2021 | 4
Wohnungsfragen ohne Ende

Soziale Wohnraumversorgung steht im Mittelpunkt eines Sammelbandes, der von Barbara Schönig und Lisa Vollmer herausgegeben wurde. 16 Autor:innen widmen sich der Frage, die universell und zugleich überall besonders ist: Alle brauchen Wohnraum, wie man dazu kommt ist aber rechtlich, politisch, organisatorisch und in vielerlei anderer Hinsicht komplex.

Trotzdem sei es möglich, die Besonderheiten des Guts Wohnen zu definieren: Es ist an die begrenzte Ressource Boden gebunden; kann nur mit hohem Aufwand und langfristig bereitgestellt werden; gilt als individuelles Grundbedürfnis, dessen Verfügbarkeit eine wesentliche Voraussetzung für das Funktionieren von Städten und Gesellschaften ist. Auch wenn diese Besonderheiten konstant sind, gibt es viel Veränderung zu bemerken. Die Bedingungen unter denen Wohnraum produziert, gestaltet und nachgefragt werden, haben sich in den letzten 150 Jahren stetig gewandelt. (S. 8)

Seit den 70er-Jahren sind Veränderungen bei der Regulierung des Wohnbaus deutlich erkennbar. Es kam, vor allem in Deutschland, zu einer Ausweitung subjektorientierter gegenüber angebotsorientierter Strategien. Das bedeutet, dass es Förderungen der Bürger:innen gab, sich Wohnraum anzuschaffen, anstatt oft ab- oder jenseits konkreter Bedürfnisse zu bauen. Daneben ist seit rund 40 Jahren eine Veränderung der sozialen Praxis des Wohnens festzustellen. Die Pluralisierung der Lebensstile und Familienformen hat Auswirkungen darauf, wie man wohnt und wie man wohnen will. Das wiederum hat Einfluss auf die räumliche Materialisierung der Wohnraumversorgung. Die Trennung der Städte in Wohn-, Arbeits- und Freizeitbereiche wird abgelöst durch sozial und funktional gemischte Quartiere. Die urbane Dichte nimmt zu, flexible Grundrisse werden häufiger, es gibt auch wieder mehr Bedarf an Gemeinschaftsflächen in den Städten. Auch in der Politik kommt es zu Veränderungen. Die gesellschaftlichen Aushandlungsprozesse, wo wie für wen Wohnraum geschaffen wird, werden komplizierter. Häufig wird dies heute lokal zu bewältigen versucht.

Der Band diskutiert diese Fragen in vier Teilen mit Fachbeiträgen: die Wohnungsfrage im Zusammenhang mit der Bodenpolitik; die Akteur:innen des Wohnungsmarktes; die Rekommunalisierung von Wohnraum und die Wohnraumversorgung jenseits der (Groß)Stadt.