Frauenbewegung in der DDR

Ausgabe: 1990 | 3

Anfang November 1989 traten DDR Frauenforscherinnen verschiedenster Institutionen in einem offenen Brief mit der Frage: "Geht die Erneuerung an den Frauen vorbei?" an die Öffentlichkeit. Kurz danach folgte die Gründungsveranstaltung eines unabhängigen Frauenverbandes in der DDR unter Mitwirkung von weit über tausend Frauen, denen es ein Anliegen war, über Inhalte und mögliche Formen weiblicher Emanzipation und angeblicher Gleichberechtigung in ihrem Staat öffentlich nachzudenken und zu diskutieren sowie das Standhalten ihrer Forderungen und Wünsche gegenüber der gesellschaftlichen Realität kritisch zu überprüfen. Der Band "Aufbruch" versucht die Geschichte der Frauen in der DDR zwischen Oktober 1989 und März 1990 nachzuzeichnen. Einer einleitenden Analyse der Entwicklung von 1949 bis heute folgen Dokumente unterschiedlichster Art, die die Entstehung einer autonomen Frauenbewegung in der DDR beschreiben. Fraueninitiativen, -gruppen und -zentren aus verschiedenen Städten und Gegenden werden mit ihren Anliegen und Zielsetzungen vorgestellt. Die Situation der Ausländerinnen in der DDR wird ebenso dokumentiert wie die Gespräche am Runden Tisch, die Geschehnisse am Internationalen Frauentag oder das Ergebnis der Volkskammerwahlen im März 1990, das als spürbarer Rückschlag gewertet und empfunden wurde. Als Fazit lässt sich eine insgesamt doch positive und optimistische Grundstimmung erkennen, denn Frauen, die sich einmal zu Wort gemeldet haben, werden nicht mehr schweigen, haben sie doch eines erkannt: für die Zukunft wird es - mehr denn je - darauf ankommen, "gemeinsam, mannigfaltig und unterschiedlich" die Hoffnung auf eine menschliche Gesellschaft für Frauen und Männer realisieren zu helfen! 

Aufbruch. Frauenbewegung in der DDR. Dokumentation. Hrsg. v. Cordula Kahlau. München: Frauenoffensive, 1990. 197 S., DM 32,- / sFr 27,40 / öS 249,60