Im Jahr 2018 unterschrieben 481.959 Österreicher:innen das zweite Frauenvolksbegehren. Wie organisiert sich so ein Volksbegehren? Was bedeutet es, im 21. Jahrhundert die Gesellschaft mit feministischen Forderungen zu überfordern? Diese Fragen beantwortet das von Magdalena Baran-Szołtys und Christian Berger herausgegebene Buch Über Forderungen. Wie feministischer Aktivismus gelingt.
Gleich zu Beginn findet sich ein Abdruck der Rede, die Elfriede Hammerl, eine der Initiatorinnen des ersten Frauenvolksbegehrens, bei der Frauendemo 1996 hielt. Deutlich wird uns hier vor Augen geführt, wie wenig sich in den Jahren zwischen 1996 und 2021 für die Frauen in Österreich tatsächlich verbessert hat. Dieser Einstieg ist genauso mitreißend und bewegend, wie das, was in drei Abschnitten folgt.
Zunächst gewähren die Menschen hinter dem Volksbegehren Einblick in ihre engagierte Arbeit: Wir erfahren mehr über den organisatorischen und finanziellen Aufwand, die verwendeten Kommunikationsstrategien oder die Informationsverbreitung durch lokale Aktivist:innen.
Unter der Überschrift „Feminismus praktizieren“ berichten im nächsten Teil sowohl österreichische als auch internationale Bewegungen über ihre Erfahrungen mit feministischem Aktivismus. Praxisorientiert wird beispielsweise erzählt, wie in Deutschland das sogenannte Upskirting erfolgreich zu Fall gebracht oder wie der Frauenstreik in Polen organisiert wurde.
Abschließend liegt der Fokus auf feministischer Politik: Hier kommen Expert:innen verschiedener Bereiche zu Wort, erläutern die Forderungen des Volksbegehrens, liefern Lösungsvorschläge und zeigen auf, dass es bei Gleichstellungspolitik um nichts weniger als die Demokratie an sich geht: „Geschlechter-Demokratie bezieht sich folglich nicht bloß auf politische oder ökonomische Entscheidungspositionen, sondern auf die gesamte Gesellschaft und letztlich jede einzelne Beziehung“ (S. 181).
Das Buch veranschaulicht, wie Feminismus heute funktioniert – laut, kämpferisch und solidarisch. Die Antworten auf die Frage, wie wir Gleichstellung erreichen, liegen schon längst auf dem Tisch, es geht um die Umsetzung. Und dafür gilt es die Welt weiterhin mit feministischen Forderungen zu überfordern. Die Lektüre motiviert dazu.