Festschrift Altvater: Globalisierung & Perspektiven linker Politik

Ausgabe: 1998 | 4

Als "politischen Intellektuellen",  den „lebendiges" und "erfahrungsgesättigtes" Denken auszeichne, würdigt Oskar Negt Elmar Altvater, einen der Mitbegründer einer offenen, linken politischen Ökonomie, in der Einführung zu dieser Festschrift, die aus Anlaß des 60. Geburtstages Altvaters erschienen ist. (Gerne schließen wir uns an dieser Stelle den Gratulationen beim Mitglied unseres Vereins der Freunde und Förderer der Robert-Jungk-Stiftung an!)

Nur einige der Festschriftbeiträge können hier erwähnt werden: Ulrich Albrecht, Altvaters Kollege an der FU Berlin, würdigt dessen Fruchtbarmachung des Entropieansatzes für die Politische Ökonomie. Hans-Peter Dürr verweist auf die „Bankräubermentalität" der herrschenden Ökonomik; eindringlich beschreibt er die „Endlichkeit des irdischen Ökosystems" und dessen „begrenzte Robustheit, weshalb eine materiell wachstumsorientierte Marktwirtschaft „prinzipiell nicht nachhaltig" sein könne (S.70). Der ,,Weltsystem"-Theoretiker André Gunder Frank lehrt uns in Auseinandersetzung mit "Den Grenzen der Globalisierung" (Altvater/Mahndorf, 1996, s. PZ 4/96*485) den Eurozentrismus unserer Weitsicht; der“Aufstieg des Westens" seit dem Spätmittelalter habe den "Niedergang des Ostens" bedingt, der gegenwärtige wirtschaftliche Aufschwung Ostasiens sei auch zyklisch zu verstehen und gehe mit einer Schrumpfungsphase des Westens einher. Auf die von Altvater kritisierte Theorie der nachholenden Entwicklung im kapitalistischen Wirtschaftssystem nimmt der mexikanische Ökonom Enrique Peter Dussel Bezug, wenn er die destruktiven Wirkungen eines globalen Wettbewerbs um Standortvorteile schildert, in denen die Peripherien gegeneinander ausgespielt werden. Am Beispiel: "Wenn alle Entwicklungsländer in Zukunft Mikrochips produzieren, verliert diese Branche ihren positionellen Wert:' (S.237) 

Der Band enthält zudem weitere Beiträge über Globalisierung und Entwicklung sowie Ausführungen zu ausgewählten, eher bunt zusammengewürfelten, auf die BRD bezogenen Themen wie Verteilungspolitik, Generationenvertrag oder ”neoliberale Privatisierung und linke Hilflosigkeit': Von den nicht immer (leicht) verständlichen Theoriebeiträgen insbesondere des ersten Teils (Für Alex Demirovic ist die Kritik der politischen Ökonomie etwa "ein performativer Akt, der die Ökonomie selbst als negativen Signifikanten auszeichnet, in dem sich eine kritische Äquivalenzkette verdichtet" S. 52) abgehoben ist Peter Kammerers Versuch, das Märchen "Hans im Glück" als Parabel auf unser "hartnäckiges Verfolgen produktiver Umwege zum Glück [zu lesen], die uns sowohl Kapitalismus als auch Sozialismus bisher gewiesen haben" (S. 263). Demnach gelte es, die "immer mächtigeren und komplexeren Werkzeuge und Apparate" zu hinterfragen, die sich "zwischen die Wünschenden und das Ziel ihrer Wünsche" schieben und die Mittel "zu Zielen werden lassen, hinter denen die ursprünglichen Wünsche und Ziele verschwinden" (S. 262).


H. H.

Globalisierung und Perspektiven linker Politik. Festschrift für Elmar Altvater. Hrsg. v. Michael Heinrich ... Münster: Westfälisches Dampfboot, 1998. 350 S., DM / sFr 48,- / ÖS 350