Arbeit und Umwelt

Ausgabe: 1998 | 3

Allein von August 1996 bis August 1997 stieg die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland um 470.400 auf fast 4,4 Millionen. Angesichts der von der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit beinahe monatlich bekanntgegebenen neuen Höchstmarken treten Umweltprobleme zunehmend in den Hintergrund, es gilt die Priorität der Arbeitsplatzsicherheit. In den letzten Jahren zeigen sich allerdings in den Ansätzen für ein nachhaltiges bzw. zukunftsfähiges Deutschland auch mögliche ”Synergieeffekte zwischen dem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und der Arbeitsplatzschaffung", Solche Ideen standen im Mittelpunkt der hier dokumentierten Tagung des Ö-Teams (Ökonomie & Ökologie-Team), einer interdisziplinär ausgerichtete Studierendeninitiative in Hannover, die sich mit dem Spannungsfeld von Ökonomie und Ökologie beschäftigt.

Im Einführungsreferat spricht die niedersächsische Umweltministerin Monika Griefahn davon, daß es v.a. vor dem Hintergrund der Globalisierung der Politik darauf ankäme, Rahmenbedingungen zu schaffen, die gleichzeitig Umweltschutz, ökologisch-technische Innovationen und damit letztlich die Schaffung von Arbeitsplätzen fördern. Entgegen dieser seitens der Politik postulierten Harmonie zwischen Umweltschutz und Arbeitsplatzschaffung zeigt Michael Ruhland aus industrieller Sicht (Solvay Deutschland) an zahlreichen Beispielen, daß Umweltauflagen und Energiekosten durchaus wichtige Faktoren bei der Entscheidung über Standorte und Arbeitsplätze sind. 

Weitere Fragestellungen waren die Auswirkungen der Globalisierung auf Arbeitsplätze und Umweltschutz, wobei insbesondere die Position der Gewerkschaften und die Chancen der Globalisierung beleuchtet werden. Hier überwiegen jedoch mit Ausnahmen die skeptischen Einschätzungen bezüglich arbeitsplatzschaffender Wirkungen von Umweltschutzaktivitäten. Lediglich von der Entwicklung einer ökologischen Dienstleistungswirtschaft (die Umsetzung des "Leistungs- statt Produktverkaufs" im Konsumgütersektor) werden positive ökonomische und arbeitsmarktpolitische Akzente erwartet (Beispiel Car-Sharing).

Zusammenfassend stellt Klaus-Peter Wiedmann fest, daß zumindest in einzelnen Branchen durchaus die Chance gegeben ist Wettbewerbsvorteile durch Umweltschutz zu erzielen. Er fordert eine kontinuierliche Diskussion zwischen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft, "weil in einem wissenschaftlichen Kontext sowohl vermeintliche Sachzwänge als auch politische Opportunitäten am ehesten zugunsten eines Durchdenkens realisierbarer Utopien relativiert werden können" (S. 297).