Globalisierung, Wohlstandsgefährdung, arbeitslose Gesellschaft

Ausgabe: 1998 | 2

Der Asienwissenschaftler und Soziologe Gero Jenner liefert mit dieser Publikation einen sehr speziellen Beitrag zur Diskussion um die Globalisierung, indem er den Versuch unternimmt, statt einer bloßen Situationsdarstellung Erklärungen und vor allem Vorschläge zur Lösung der komplexen Problematik im Kontext der heutigen neoliberalen Wirtschaftsform zu bringen. Die beiden hauptsächlichen Ursachen für den Abbau der Arbeit sieht Jenner in der Automation (Arbeitsersatz des Menschen durch Roboter und Computer) und der globalen Verdrängungswirtschaft. Die Automation erachtet Jenner als die geringere Gefahr, denn für ihn stellt sie die einzige Chance dar, "die eigene Produktionsökonomie zu erhalten, ohne dabei die feindseligen Maßnahmen des Protektionismus (nur nach außen gerichtete Öffnung) zu ergreifen".

Solange das Gleichgewicht zwischen Produktions- und Konsumökonomie gewahrt bleibt. könne es zu keiner Abwanderung von Schlüsselindustrien kommen; und wenn darüber hinaus die regionale Preisautonomie erhalten bleibe, werde kein Teil der Bevölkerung einseitig den negativen Auswirkungen der Globalisierung ausgesetzt. Gefährdet werde dieses Gleichgewicht jedoch aufgrund des gegenwärtig stattfindenden aggressiven Verdrängungshandels in einer industriell polyzentrischen Welt, in der Anbieter aus den verschiedensten Ländern industrielle Güter weitgehend gleichen Niveaus auf denselben Märkten vertreiben. Das hat ein verzerrendes ökonomisches und soziales Nullsummenspiel zur Folge, bei dem jeder Gewinn, den der eine erzielt. für den anderen die Gefahr von Verlusten bedeutet.

Die Frage nach dem Sinn des Handels stellt sich hier mit besonderer Dringlichkeit. Jenner spricht sich angesichts dieser Situation für eine "demokratische Globalisierung" aus, die den Bürgern die Verantwortung über jenen Lebensraum läßt, wo sie beheimatet sind; zudem plädiert er für eine Verpflichtung der transnationalen Konzerne, ihre Tätigkeit in den Dienst der regionalen Ökonomie zu stellen, d. h. daß sie dort produzieren müssen, wo sie verkaufen.

M. K

Jenner,  Gero: Die arbeitslose Gesellschaft. Gefährdet die Globalisierung den Wohlstand! Frankfurt/M.: Fischer, 1997.262 S.,DM / sFr 18,90/ öS 138,-