Felix Heidenreich

Felix Heidenreich: Nachhaltigkeit und Demokratie

Ausgabe: 2024 | 3
Felix Heidenreich: Nachhaltigkeit und Demokratie

Maßnahmen zur Nachhaltigkeit können nicht losgelöst von demokratischen Überlegungen umgesetzt werden, denn Nachhaltigkeit geschieht eben nicht in einem neutralen Raum und ist auch nicht nur durch technische Innovation zu lösen, schreibt Felix Heidenreich in „Nachhaltigkeit und Demokratie“. Der Experte konstatiert , dass es nach wie vor wenig konsensfähig sei, dass die notwendige Transformation „umfassende Folgen für die Praxis und den Begriff der Demokratie impliziert“ (S. 7). Für seine Begründung, dass Nachhaltigkeit und Demokratie gemeinsam gedacht und weiterentwickelt werden müssen, gibt Heidenreich einleitend fünf idealtypische Antworten auf die Frage, warum so wenig geschehe. Zusammenfassend bedarf es einer sinnvollen Verknüpfung von Elinor Ostroms Theorie der Allmende, in der Heidenreich unter Rückgriff auf Forschungsergebnisse „umsetzbare und empirische Lösungsansätze“ (S. 62) sieht, sowie Strategien aus der Verhaltensökonomik und der Sozialpsychologie, welche der Autor  mit Blick auf bereits gängige Formen des Nudgings für die Nachhaltigkeitsdebatte als unverzichtbar deklariert.

 Dem Liberalismus und damit auch green liberals wie etwa Simon Hailwood oder Marcel Wissenburg erteilt Heidenreich eine Absage bezüglich ihrer Lösungskompetenz, nicht zuletzt aufgrund „der Krise des liberalen Narrativs“ (S. 108). Er führt diesbezüglich besonders die wachsende Ungleichheit sowie den Bruch des Freiheitsversprechens für alle an, denn von den Errungenschaften würden primär „privilegierte, transnationale Eliten [profitieren], wohingegen die Mittelschichten in den OECD-Ländern einem ständig wachsenden Konkurrenzdruck ausgesetzt sind und sich mit einer drohenden Prekarisierung konfrontiert sehen“ (S. 108). Die Argumentationslinie folgt hier Sandels Werk „Das Unbehagen in der Demokratie“, und ähnlich wie Sandel sieht auch Heidenreich im Republikanismus eine Antwort auf gegenwärtige Krisen. Es brauche inklusives Vorgehen, welches auf Basis von Expertenwissen Partizipation ermöglicht. Ein Republikanismus der Nachhaltigkeit könnte, so Heidenreich, „an die Selbstwirksamkeit von [Bürger:innen] appellieren, subsidiäre Sphären der kollektiven Autonomie schaffen und die große Transformation als eine Herausforderung rahmen, die gerade die Kreativität und Eigeninitiative von Bürgerinnen und Bürgern notwendig macht“ (S. 335).