Die Autorinnen bemühen sich um eine Gesamtperspektive zum Thema "EG und Naturschutz". Dies scheint umso wichtiger, als die Europäische Gemeinschaft durch zahllose Verordnungen und Normen bereits auf alle Lebensbereiche einwirkt. Natur und Umwelt sind davon keineswegs ausgeschlossen, obwohl die Priorität der EG-Interessen dies nahelegt. Dennoch blieben bisher die tatsächlichen Gefahrenpotentiale für die Natur weitgehend unklar und die Ortung möglicher Chancen für den Naturschutz tut sich schwer: Einzelne EG-Politiker arbeiten gemeinsam für einen effizienten Naturschutz, andere wiederum arbeiten gegeneinander. Hilfreich ist die Erörterung der wissenschaftlichen und naturräumlichen Grundlagen des EG-Naturschutzes, die rechtlichen Grundlagen, Funktionsweise und Entscheidungsmechanismen der EG, sowie die Verankerung des Naturschutzes in den EG-Gremien und die Verflechtung mit der nationalen Ebene. Das Buch hilft bei der Bestimmung der eigentlichen EG-Naturschutzpolitik. Die Vogelschutzrichtlinie dient als Beispiel für Umsetzungsprobleme. Vorgestellt werden auch Entstehung und Inhalt der neuen Habitat-Richtlinie, die als künftiges Hauptinstrument gemeinschaftlichen Naturschutzes gedacht ist. Daneben kommen allgemeine EG-Umweltschutzinitiativen wie z. B. die Umweltverträglichkeitsprüfung, die Europäische Umweltagentur und Finanzierungstöpfe zur Sprache. Wer sich für dieses Thema interessiert, wird um die Lektüre dieses Buches nicht herumkommen, da es eine übersichtliche Darstellung der Richtlinien, Verordnungen und Normen der EG zum Natur- und Umweltschutz beinhaltet. Die ganze Problematik ergibt sich aber in der Umsetzung und Überprüfbarkeit der Einhaltung dieser Normen, und die Autorinnen geben zu, dass das auf einem anderen Blatt steht und derzeit in der EG im argen liegt. G. W
Bader, Dorothee; May, Helge: EG und Naturschutz. Institutionalisierung, Regelungslage und Verknüpfung zu anderen Politikbereichen. Bonn: Economica Verl., 1992. 195 S., DM 44,80 / sFr 38,- / öS 349,40