„Nur Kreisläufe sind nachhaltig, Durchläufe nicht“ – so der programmatische Untertitel des neuen Buches des Soziologen Fritz Reheis „Erhalten und Erneuern“. Der Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Zeitpolitik eröffnet es mit der Thematik von Greenwashing. Denn: Mittlerweile gibt es eine Vielzahl solcher Beispiele. Nachhaltigkeit sei zur Vertrauenswährung im Marketing geworden, so Reheis, der eine gemeinsame Sprache fordert, mit der man sich über Ökologie, Ökonomie und Soziales verständigen könne. Denn alles gehöre zusammen, unser Streben nach einem sinnvollen Dasein müsse ins Zentrum rücken.
Sein Buch unterteilt der Autor in drei Abschnitte: 1) „Regenerativ: Vom klugen Umgang mit der Natur“, 2) „Reziprok: Vom klugen Umgang mit dem Mitmenschen“ sowie 3) „Reflexiv: Vom klugen Umgang mit sich selbst“. Zeit, Rhythmen, Wiederkehr des Ähnlichen, Erneuerung sowie Erhalten spielen in allen drei Bereichen für Reheis eine wichtige Rolle: „Für industrielle und postindustrielle Gesellschaften kommt es darauf an, das Prinzip der Wiederholbarkeit der Eingriffe in die Natur, der Regenerativität, auf alle Bereiche des Wirtschaftens auszudehnen“ (S. 27). Das bezieht sich auf die Stoffe, die im Kreislauf gehalten werden müssen, ebenso wie auf die Rückgewinnung von Biodiversität als „Immunsystem der Erde“ (S. 46) sowie die Reduktion unseres Energiehungers: „Die Hälfte der vom Menschen verursachten Treibhausgase ist allein in den letzten 30 Jahren ausgestoßen worden“ (S. 39).
Reziprozität deutet Reheis als Verantwortung gegenüber allen Menschen im Sinne des Kant’schen Imperativs, was einen ressourcenarmen Lebensstil nahelegt, ebenso wie als Fähigkeit zur Kooperation und resonanzfähigen Kommunikation, was auch Beteiligung aller Betroffenen erfordere. Soziale Nachhaltigkeit basiere auf Geben und Nehmen. Und auch der kluge Umgang mit sich selbst brauche die Wiederkehr des Ähnlichen, um sich nicht in der Flut an Informationen und Reizen zu verlieren. Reheis spricht von „Zeiten des Körpers, der Seele sowie des Geistes“. Sein Buch stellt viele Bezüge zur Nachhaltigkeitsforschung, aber auch zur Philosophie, Soziologie und Psychologie her. Es mäandert zwischen Anregungen für das persönliche Leben sowie wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturveränderungen – eine kluge Bereicherung des Nachhaltigkeitsdiskurses!