Siddhartha Mukherjee

Das Lied der Zelle

Ausgabe: 2023 | 3
Das Lied der Zelle

Siddhartha Mukherjee ist praktizierender Onkologe am Columbia University Medical Center und betätigt sich außerdem überaus erfolgreich als Wissenschaftsautor, was sich in der Platzierung auf Bestsellerlisten wie durch diverse Honorierungen widerspiegelt. Für „Der König aller Krankheiten. Krebs – eine Biographie“ erhielt er etwa 2011 nicht zuletzt den Pulitzer Preis, auch für „Das Gen. Eine sehr persönliche Geschichte“ folgten ab 2016 zahlreiche Auszeichnungen. Mit „Das Lied der Zelle“ präsentiert Mukherjee uns nun sein neuestes Werk.

Wie gewohnt schreibt der Autor fesselnd, zieht Individualschicksale als Beispiele heran, erklärt die Funktionsweise von Zellen wie einen spannend geschriebenen Krimi, wechselt von historischen Beispielen zu aktuellen, verflicht Perspektiven von Forschenden, Patient:innen und Ärzt:innen, um die Geschichte der Zelle zu erzählen, also „eine Chronik der Entdeckung, dass alle Lebewesen einschließlich des Menschen aus solchen ‚Elementarteilen‘ bestehen“ (S. 14). Es fällt leicht, mit Mukherjee in die faszinierende Welt der Zellphysiologie zu tauchen, über die wir ohne Frage mehr Wissen besitzen als vor ca. 200 Jahren, und doch noch längst nicht am Ende sind mit Erkenntnismöglichkeiten und potenziellen Veränderungen für sich bedingende medizinische, wissenschaftliche, biologische, gesellschaftliche und kulturelle Lebensbereiche: „Unsere Fähigkeiten, Zellen [...] zu verändern oder zu manipulieren, ist zur Grundlage einer neuartigen Medizin geworden – aber diese Medizin ist noch im Entstehen begriffen. Die Vertiefung unserer Kenntnisse über Zellen führte zur Geburt der Zellmedizin, und die wiederum wird den Verlauf unserer Zukunft verändern“ (S. 29). Eigentlich, so fügt der Autor an, sei das schon geschehen.

Mukherjee schreibt von „neuen Menschen“, wenn er bereits umgesetzte oder angedachte Ideen ausführt, wie Personen mithilfe von Zellen quasi stückweise erneuert werden können. Dabei vergisst er bei aller Begeisterung nicht, auf moralische Fragen hinzuweisen. Dass es hier Diskussionsbedarf gibt, wird spätestens klar, wenn er feststellt, dass die „Grenzen zwischen der Befreiung von verheerenden Krankheiten [...] und der Verbesserung von Eigenschaften [...] verschwimmen“ (S. 583).

Resümee: Wieder ein empfehlenswertes Wissenschaftsbuch, das ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann.