Enzyklopädie der Weltprobleme

Ausgabe: 1996 | 1

Verfechter überschaubarer Theoriebildung werden diesem auf den ersten Blick monströsen und auch von den Herausgebern als" work in progress" von einer ganzen Reihe offener Fragen begleiteten Unternehmen gewiß mit Skepsis begegnen. Gut 1000 Seiten, auf denen Strategien zur Linderung der Weltprobleme aufgelistet, Aktionen in Richtung tragfähiger Globalentwicklung vorgestellt und Lösungen für die brennenden Zukunftsprobleme skizziert sind? Nicht weniger als 8963 solcher Empfehlungen - viele davon auf die UN-Umweltkonferenz in Rio de Janeiro und die Arbeit der Agenda-21-lnitiativen zurückgehend - sind in diesem Kompendium ausgewiesen, 20 339 weitere zudem auf der leistungsfähigen Datenbank in Brüssel verzeichnet. Eine Sammlung, die so unterschiedliche und doch einander bedingende Problemlösungsansätze wie die Stärkung des Welthandels, die Sicherung sozialer Teilhabe, den Wechsel von Stabilität und Risiko, aber auch den Ausbau kultureller Identität und technologisch-wissenschaftlicher Entwicklung - um einige der Basisstrategien zu benennen - in inter- bzw. transdisziplinärem Zusammenhang auslotet und dabei nicht nur die übergeordneten Werte im Blick hat. sondern v.a. konkrete Veränderung anpeilt - ein solches Unterfangen verdient allemal Respekt. Nachdem die vorangehenden Bände 1 u. 2, nunmehr bereits in vierter Auflage verfügbar, gewissermaßen eine Summe der Weltprobleme, aber auch des menschlichen Potentials der Veränderung und des Wertewandels zum Gegenstand hatten, liegt nun, basierend auf dem Wissen und der Erfahrung von 20000 international tätigen Organisationen (1), dieses “Strategiepaket" vor, wobei die Bandbreite  von lokal engagierten Dritte-Welt-NGOs bis zu den UN-Teilorganisationen und anderen global fungierenden Initiativen reicht. Welche Barrieren, Wagnisse und Hemmnisse einem solchen Unterfangen mit auf den Weg gegeben sind, darüber informiert, kompakt und inhaltsreich zugleich, eine 20seitige Einleitung: Kontextbezogene Herausforderungen (u. a. Pseudoobjektivität von Information, das Verschweigen negativer Entwicklungen, Verfalschung. Ambivalenz von Begriffen und mangelnde Überprüfbarkeit), existentielle Notwendigkeiten (wie etwa jene eines grundlegend neuen Denkens in Zusammenhängen, die Unterscheidung von Pseudoveränderung und tatsächlichem Wandel) sowie Ausführungen über strategische Annahmen, Ziele und deren Bedeutung führen zu einer Gebrauchsempfehlung und einer Auflistung potentieller Adressaten. Die 13 nur zum Teil in diesem Band publizierten Strategietypen und -zusammenhänge (Basicgeneral, Cross-sectoral, Fuzzy sectoral u. a.) widerlegen vor allem all jene, die meinen, daß es auf der Welt nichts als Probleme, aber nur selten Lösungen gebe. Man braucht einige Zeit, um in diesen Informationskosmos einzutauchen, die Mühen der Reise lohnen jedoch allemal. W So.  

Encyclopedia of World Problems and Human Potential. Vol. 3: Actions - Strategies - Solutions. Ed. by Union of International Associations. 1st. edition. München: (u.a.) K.G. Seut, 1995. 975 S., DM 548,-1 sFr 529,-löS 4.275,