Die Zukunft der Nord-Süd-Beziehungen

Ausgabe: 1992 | 3

Die Nord-Süd-Beziehungen haben sich nach dem Ende des Ost-West-Konflikts drastisch verschlechtert. Eine Wiederaufnahme des Dialogs mit dem Ziel eines menschenwürdigen Lebens für alle Menschen ist notwendiger denn je. Einen Schritt in diese Richtung setzen zehn Autoren im vorliegenden Band, in dem neben ökologischen, ökonomischen und sicherheitspolitischen Aspekten auch neuartige Probleme wie Proliferation, Massenfluchtbewegungen und Marginalisierung diskutiert werden. In drei Beiträgen zur "gemeinsamen Sicherheit" wird deutlich, dass Friedensgefährdung eher im Konfliktpotential von Hunger, Staatskrisen. Verteilungsgerechtigkeit und Massenfluchtbewegungen sowie in armutsbedingter Umweltzerstörung liegen als In einer militärisch geprägten Konfliktaustragung. Eine ernst zu nehmende Bedrohung wird aber auch in der Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen gesehen. Das Anwachsen der Weltbevölkerung sowie das vorherrschende Zivilisationsmodell des Nordens werden als Ursachen für die gegenwärtige Misere genannt. In weiteren Beiträgen kommen die Gründe der Flucht- und Wanderungsbewegung sowie des wachsenden islamischen Fundamentalismus zur Sprache. Abschließend werden die "Grundlagen einer Welt für alle" benannt. Dazu gehört nach G. Braun eine universell anerkannte Werteordnung, "die mehr Verteilungs- und Chancengerechtigkeit schafft und ökologisch tragfähig ist". U. Andersen. und A. Langmann äußern sich zu Recht skeptisch Im Hinblick auf die Chancen einer stärkeren Berücksichtigung der ökonomischen Interessen von Entwicklungsländern in einer neuen Weltwirtschaftsordnung. Der Anteil dieser Länder am Welthandel sank von 34% (1950) auf 24% (1989). Eine notwendige „Demokratisierung der Weltwirtschaft" wird erst dann realisiert werden, wenn der Norden globales Teilen lernt und das eigene Entwicklungsmodell in Frage stellt. Illusionistisch scheint auch die von R. Tetzlaff beobachtete Herausbildung einer einheitlichen „Wertegemeinschaft" durch die Universalisierung der Normen von Demokratie und Menschenrechte. Durch komplexe Interdependenzen ist die Notwendigkeit zu Kooperation und Dialog gegeben, was.im Rahmen einer "Weltinnenpolitik" doch zur Realisierung von Frieden, Gerechtigung und Bewahrung der Schöpfung führen könnte. AA

Kreuzzug oder Dialog. Die Zukunft der Nord-Süd-Beziehungen. Hrsg. v. Volker Matthies. Bonn: Dietz, 1992. (Dietz-TB; 44) DM 19,80 I sFr 16,80 I öS 154,40