Entwicklungspolitische Wochen 1992 und 1993

Ausgabe: 1994 | 3

Zur Zeit sind sowohl Globalisierungs- als auch Europäisierungs- und Regionalisierungsprozesse zu beobachten. Deshalb scheint es den Herausgebern notwendig, sich mit Besonderheiten sowie mit Wirtschafts- und Verhaltensweisen fremder Kulturen zu beschäftigen. Zu Papier gebracht wurden die Referate der entwicklungspolitischen Wochen 1992 und 1993. Zu Wort kommen Praktiker und Wissenschaftler aus dem Süden und Norden, die sich aus ihrer jeweiligen Sicht der kulturell divergente Wirklichkeit im Gegensatz zum europäisch-kulturellen Selbstverständnis nähern.

Helmut Lukas führt in seinem Beitrag zum Sprachrelativismus und zur interkulturellen Kommunikation den Nachweis, dass es keinen vollständigen Determinismus der Wirklichkeitserfassung durch die Sprache gibt, sondern "dass Menschen verschiedener Kulturen in der Lage sind, Unterschiede wahrzunehmen und festzustellen, für die es in ihrer Kultur keine besonderen Begriffe gibt". Neben soziologischen Ansätzen zur Erklärung "fremder Wirklichkeiten" sind es v.a. die persönlichen Erfahrungsberichte bzw. Forschungstätigkeiten vor Ort (Papua-Neuguinea, Senegal), die dem Band Gewicht verleihen.

So schildert Francis Matambalya am Beispiel der Gesellschaften Schwarzafrikas die Schwäche des Unternehmerischen und führt Barrieren im Bildungs- und Ausbildungssystem für die Minderentwicklung nach westlichem Maßstab an. Er hält eine Art" Education for Self-Reliance" für notwendig, was aber Strukturänderungen wie etwa die Förderung der Vermittlung von technischem und praktischem Wissen bedingt. Heinz Holley hält auch in Zukunft die Kritik am kapitalistisch dominierten System der Weltwirtschaft für notwendig, damit "die Moderne nicht in einem eurozentrierten Fundamentalismus enden soll, sondern, sich selbst verändernd, auf der Suche nach einem globalen System universeller Ideen, Regeln und Normen unterwegs bleibt". 

Die Ergebnisse der Rio-Konferenz bezeichnet Otmar Höll als wenig befriedigend, da nur vage Absichtserklärungen übriggeblieben sind und der Nutzen lediglich "im gemeinsamen Raisonnieren zwischen Nord und Süd" zu sehen ist.


A. A. 

Die Welt im Umbruch. Fremde Wirklichkeiten als gesellschaftliche Herausforderung. Hrsg. v. Klaus Zapatoczky ... Frankfurt/M. (u. a.): Brandes u. Apsel (u. e.), 1994. 269 S. (Wissen & Praxis; 47) DM 29,80/ sFr 30,80/ ÖS 233