Der neue Weltarbeitsmarkt

Ausgabe: 1992 | 2

Johnston, Forscher am Hudson Institute und Mitarbeiter an "Arbeitsmarkt 2000", stellt fest, dass das Human kapital, einst als stationärster Produktionsfaktor angesehen, zunehmend ebenso leicht die Grenzen überschreitet wie Autos, Computerchips und Aktien. Ebenso wie Manager vom Weltmarkt für Produkte und für Kapital sprechen, müssen sie sich nun an den Gedanken eines Weltarbeitsmarkts gewöhnen. In den 90ern wird die Arbeitnehmerschaft noch mobiler werden: die wachsende Kluft zwischen dem auf der Erde so verschieden verteilten Angebot und der Nachfrage nach Arbeitskraft Wird Migrationen von Arbeitnehmern verstärken. Während die meisten Fach- und Hilfsarbeiter in den Entwicklungsländern ausgebildet werden entstehen die gutbezahlten Stellen überwiegend in den Städten der industrialisierten Welt. Dieses Ungleichgewicht wird massive Wanderungsbewegungen Insbesondere unter den jungen, gutausgebildeten Arbeitern auslösen und dazu führen, dass einige Industrienationen ihre protektionistische Einwanderungspolitik werden überprüfen müssen (Japan weniger als andere). Dies bedeutet gute Chancen für Länder mit Arbeitskräfteüberschuss (wie die Philippinen, Ägypten, Polen, Ungarn) und wird zu einer allmählichen Angleichung der Arbeitsstandards in den entwickelten Ländern. führen (so wird etwa der europäische Durchschnittsurlaub von 5 Wochen um 2000 auch in den USA gang und gäbe sein, und weltweite Richtlinien für Sicherheit am Arbeitsplatz und Arbeitnehmerrechte werden sich entwickeln). Ebenso wie das Auto den Trend in die Vorstädte auslöste, was mehrere Jahrzehnte brauchte, so werden Jumbo-Jets den Arbeitsmarkt viele Jahre bestimmen. Dies trifft mit einem Zeitpunkt zusammen, da Entwicklungsländer einen steigenden Anteil gutausgebildeter Arbeitskräfte hervorbringen: 1) Im höheren Schulwesen ging zwischen 1970 und 1986 der Anteil der USA, Kanadas, Europas. Japans und der Sowjetunion von 44 auf 30% zurück' wenn dieser Trend anhält, wird ihr Anteil bis 2000 auf 21 % schrumpfen. 2) Bei den Studentenzahlen an Universitäten sprang der Anteil der Entwicklungsländer zwischen 1970 und 1985 von 23 auf 49%' um 2000 wird ihr Anteil 60% ausmachen, wobei di~ aus Entwicklungsländern stammenden, aber an westlichen Universitäten inskribierten Studenten dabei noch gar nicht berücksichtigt sind. (Übersetzung: W R.)

Johnston, William B.: Global Work Force 2000: The New World Labor Market (Das globale Arbeitskräftepotential 2000: der neue Weltarbeitsmarkt). In: Harvard Business Review 69/2 (1991), S. 115-127.