Der Fonds der Vereinten Nationen für Bevölkerung (UNPF) weist in seinem Bericht über die Situation der Weltbevölkerung aus dem Jahre 1992 darauf hin, daß immer mehr Migranten die Staatsgrenzen überschreiten. Die internationale Migration, welche sowohl den Auszugsländern als auch den Aufnahmestaaten in vieler Hinsicht von Nutzen ist, ist zugleich im Begriff, eines der größten internationalen Probleme der 90er Jahre zu werden. Nicht weniger als 70 Millionen Personen arbeiten - in erster Linie aus Entwicklungsländern stammend - (legal oder illegal) außerhalb ihrer Heimat: Mehr als 1 Million Menschen emigrieren definitiv ins Ausland, und eine fast gleich hohe Anzahl stellt jedes Jahr einen Asylantrag. Ende der 80er Jahre hat die internationale Migration ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht. Die USA das traditionelle Ziel "überzähliger Bevölkerung", haben Im Laufe der 80er Jahre pro Jahr ca. 603.000 Immigranten eine permanente Aufenthaltsgenehmigung erteilt. Dies ist die höchste erreichte Zahl der Geschichte, die Periode von 1900 bis 1920 ausgenommen. ( .. ) In Europa kommt der Migration vom Osten in den Westen mittlerweile ebenfalls große Bedeutung zu, wenn auch bis heute Deutschland das einzige europäische Land Ist, welches eine beträchtliche Anzahl von mittel- und osteuropäischen Migranten aufgenommen hat. (...) Der UNPF unterstreicht, daß die Migrationsbelastung in Zukunft wahrscheinlich noch stärker werden wird. Er betont insbesondere, daß ein immer mehr steigender Bevölkerungszuwachs im Süden mit einer Abnahme des natürlichen Bevölkerungszuwachses im Norden koinzidieren wird, und sagt weiter voraus daß, ähnlich wie in der Atmosphäre bei einem starken Wechsel von Hoch- und Tiefdruck, dieser Mangel an Gleichgewicht einen "Wind der Emigration" in Richtung Norden hervorrufen könnte. Eine Analyse der Situation In allen Regionen zeigt deutlich die zukünftig zu erwartenden Belastungen. Von 1990 bis 2025 wird die Zahl der Arbeitskräfte im überbevölkerten Zentralamerika um 50,5 Millionen Personen zunehmen. In Nordamerika wird es hingegen zu keiner Zunahme kommen, es sei denn, sie wäre durch Migration bedingt. Während derselben Periode wird die aktive Bevölkerung Nord- und Westeuropas sowie jene Italiens um 14,5 Millionen, d. h. um 11 % abnehmen. Der Rückgang wird sich vor allem bei jener Bevölkerungsgruppe bemerkbar machen, die gerade im Begriff ist, zur aktiven Bevölkerung zu werden. Die Zahl der Jugendlichen von 15 bis 24 Jahren wird um 26 % von 442 auf 32,5 Millionen zurückgehen. Im selben Zeitraum wird die Zahl der Arbeitskräfte Nordafrikas um 56,6 Millionen zunehmen. (...)
Der Internationale Migrationsfluss gestern und heute (Von Andre Postel-Vinay)