In Anbetracht der zahlreichen Krisen und enttäuschten Hoffnungen, die viele Menschen am Ende des 20. Jahrhunderts mit Sorge erfüllen, mag die hier entwickelte These verwundern, daß die Wende zum Besseren schockartig eingeleitet und in der Folge Schritt für Schritt auch umgesetzt werden könnte. In Wissenschaft und Technik, Wirtschaft und Politik, aber auch Religion und Kultur sei, so der Autor, genügend Potential vorhanden, um die Vision der eines menschenwürdigen Miteinanders in der Einen Welt Wirklichkeit werden zu lassen. Dies ist eine von Zuversicht getragene Botschaft, denn die Zeit drängt. Werner Mittelstaedt, der sich als Autor und Herausgeber der Zeitschrift "Blickpunkt Zukunft" als fundierter Kenner der kritischen Zukunftsforschung wie auch als Kenner der neuen sozialen Bewegungen einen Namen gemacht hat, geht es darum, Wege aus der Krise aufzuzeigen und zur Mitwirkung an dieser Aufgabe anzuregen. Wenn der Autor (im ersten Teil dieses Buches) die Grundzüge der Chaosforschung beschreibt und sie als "interdisziplinäre Systemwissenschaft" schildert, die ein "bedeutendes Fundament für die großen Zukunftsherausforderungen der Menschheit bilden könnte", so teilt er diese Ansicht mit renommierten Vordenkern einer "zweiten Aufklärung" wie Ervin Laszlo oder Fritjof Capra, daß diese Früchte tragende Erkenntnis weitreichende Folgen für alle Bereiche der Gesellschaft haben dürfte, indem die kurzsichtige Ausbeutung der Umwelt durch ein tieferes Verständnis der gesamten Biosphäre als Mitwelt abgelöst wird, für die wir gemeinsam vorausschauend Sorge tragen müssen, ist eine Hoffnung, deren Unabdingbarkeit Werner Mittelstaedt überzeugend darlegt. Denn er macht deutlich, daß die notwendige Kurskorrektur nur dann möglich ist, wenn es gelingt, die Visionen, Ideen und konkreten Projekte jener zu unterstützen und zu stärken, die sich schon heute für ein besseres Morgen einsetzen. Auf welch vielfältige Weise Zukunftsengagierte vor allem in den neuen sozialen Bewegungen tätig sind, um ihren Beitrag zur Sicherung des "Standorts Erde" zu leisten, wird im zweiten Teil dieses Buches offenkundig. Es ist in vielfach düsteren, unsicheren, und gerade deshalb auch chancenreichen Zeiten ein Beispiel konkreter Ermutigung. Zwei im Anhang wiedergegebene Zukunftskonzepte im Gespräch (eines mit Karlheinz Böhm über dessen Stiftung "Menschen für Menschen", eines mit Karl Peter Hasenkamp über" Prima Klima weltweit e. v.", die Mittelstaedt für" Blickpunkt Zukunft" geführt hat, stellen die Kraft des Machbaren eindrucksvoll unter Beweis. W Sp.
Mittelstaedt, Werner: Der Chaos-Schock und die Zukunft der Menschheit. Frankfurt/M.: P. Lang 1996. 268 S.,