Philippa Perry

Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen

Ausgabe: 2020 | 4
Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen

„Es geht (...) um die Beziehung zu unseren Kindern und um die Frage, was einer guten Verbindung im Weg stehen und was sie verbessern kann. Es geht darum, wie wir selbst erzogen wurden und welchen Einfluss das auf unsere Elternschaft hat, darum, welche Fehler wir machen werden (…) und was wir dagegen tun können.“ (S. 9) Philippa Perry hat in den letzten zwei Jahrzehnten viel Erfahrung zusammengetragen, als Psychotherapeutin wie auch als Mutter, viel von anderen aus ihrem Berufsfeld gelesen und gelernt. Die so gesammelten Sichtweisen, Theorien und Begriffe sind die Ressource für dieses Buch, das an Erziehungsberechtigte adressiert ist, aber zugleich als Inspirationsquelle für jede Selbstreflexion und zwischenmenschliche Kommunikation funktioniert.

Die Basis für eine langandauernde, positive Beziehung

In insgesamt sechs Kapiteln spricht Perry über Aspekte, die Erziehende im Umgang mit Kleinkindern berücksichtigen sollten, um den Samen für eine positiv besetzte und langandauernde Beziehung zu setzen, der im Lauf der Jahre mit beständiger Pflege gedeihen kann. Gleich zu Beginn weist die Autorin auf die Bedeutung sogenannten elterlichen Erbes hin: Sie empfiehlt, in Betracht zu ziehen, dass sich Gefühle nicht immer auf offensichtliche, weil aktuelle Situationen, beziehen, sondern oft eine unbewusste Reaktion auf vergangene Situationen sein können; sie motiviert dazu, auf die eigene Kindheit zurückzublicken, um zu hinterfragen, wie sich ererbte Lebens- und Verhaltensmuster in etwaigen gegenwärtigen Aussagen wiederfinden, auf welche Art sie also wiederum die eigenen Kinder beeinflussen; und sie empfiehlt zu überlegen, wie sich der aktuelle Kontakt zu den eigenen Erziehungsberechtigen, wie sich also der Erwachsenen-Erwachsenen-Umgang gestaltet – einfach um zu erkennen, welche Punkte einer Wiederholung wert sind und welche nicht.

Zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen

Dringend rät die Autorin  zum Wohle der psychischen Gesundheit Gefühle wahrzunehmen und einzuordnen, außerdem bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen: „Denken Sie nicht, dass Ihr Zustand nicht schlecht genug oder zu schlecht wäre, um dies nicht zu tun. Sie schulden es nicht nur sich selbst, sich präsent und gut zu fühlen, Sie schulden es auch Ihrem Kind.“ (S. 151)

Auf einiges mehr geht Perry ein, die hier einen lohnenden, anleitenden, aber nicht belehrenden Ratgeber geschrieben hat. Zahlreiche Beispiele veranschaulichen, wie Erziehungsdynamiken aufgebrochen und durch neue ersetzt werden können, auf dass sich nicht zuletzt Vertrauen als stete Konstante durchsetzt. Wichtig dabei: Es ist nie zu spät so genannte Brüche, also Verletzungen in einer Beziehung, zu reparieren; niemand ist perfekt, sie werden passieren oder sind schon passiert, die entscheidende Frage ist nach Perry, wie man damit umgeht.