communia, BUNDjugend (Hg.)

communia, BUNDjugend (Hg.): Öffentlicher Luxus

Ausgabe: 2024 | 3
communia, BUNDjugend (Hg.): Öffentlicher Luxus

Unter Öffentlichem Luxus verstehen die Herausgeber:innen dieses Sammelbands den „bedingungslose[n] (d. h. auch kostenlose[n]) Zugang zu essenziellen Leistungen und Gütern“ (S. 27). Darunter fallen Bereiche wie Wohnen, Energie, Gesundheit, Pflege, Mobilität, Ernährung, oder digitale Infrastruktur. Von Luxus im Kontext dieser Grundbedürfnisse zu sprechen, klingt zunächst etwas paradox, doch tatsächlich sei die bedingungslose Versorgung damit nicht selbstverständlich, vor allem nicht in guter Qualität. Indem der Zugang zu diesen Gütern und Leistungen nicht mehr von der individuellen Zahlungsfähigkeit oder dem Anspruch auf staatliche Sozialleistungen abhängt, schaffe Öffentlicher Luxus materielle Sicherheit für alle Menschen.

Öffentlicher Luxus ist effizient und demokratisch

Allen Menschen einen bedingungslosen Zugang zu Lebensnotwendigem zu gewähren, wäre auch effizienter, so eine These des Buches. Denn bürokratische Prozesse, die den Ausschluss bzw. Zugang von Menschen nach bestimmten Kriterien regeln, würden wegfallen. Sind beispielsweise öffentliche Verkehrsmittel für alle kostenfrei zugänglich, sind keine Ticketautomaten und Kontrolleur:innen mehr notwendig. Effizienzgewinne wären auch dadurch möglich, indem Bereiche der Daseinsvorsorge von privaten Unternehmen in die öffentliche Hand überführt würden. Denn um Profite erwirtschaften zu können, würden langfristige Investitionen in die Infrastruktur oft vernachlässigt, während Löhne und Arbeitsbedingungen gesenkt und ökologische Schäden in Kauf genommen werden. Die Folgekosten dafür trage oft die Allgemeinheit. Dadurch ist privatwirtschaftliche Tätigkeit oft nur vordergründig effizient, aber nicht, wenn die gesamtgesellschaftlichen Kosten berücksichtigt werden. Öffentlicher Luxus bedeutet jedoch nicht einfach die Verstaatlichung von Unternehmen. Die Buchautor:innen betonen die Wichtigkeit demokratischer Mitbestimmung, was durch die Überführung in gemeinwirtschaftliche Strukturen, z. B. durch Vergesellschaftung, sichergestellt werden soll.

Öffentlicher Luxus als Antwort auf die Klimakrise

Um der Klimakrise entgegenzuwirken, müsste der private Luxus von wenigen drastisch eingeschränkt werden, so eine Kernthese des Buches. Denn Privatjets und Luxusvillen lassen sich nicht mit planetaren Grenzen vereinbaren, schon gar nicht, wenn immer mehr Menschen diesem Verständnis von Wohlstand nacheifern. Diese Form des privaten Luxus funktioniert auf einer begrenzten Welt nur, solange der Großteil der Menschen davon ausgeschlossen bleibt. Aus diesem Grund plädiert der britische Journalist und Umweltaktivist George Monbiot (von dem der Titel des Buches entlehnt ist) in seinem Kapitel für private Suffizienz und Öffentlichen Luxus. Konkret bedeutet das: öffentliche Schwimmbäder statt private Pools, ein attraktives Öffi-Angebot statt SUVs, oder Sorgezentren statt Shopping Malls. Denn wenn viele Menschen Güter und Leistungen gemeinsam nutzen, werden weniger Flächen und Ressourcen benötigt.

Das Konzept des Öffentlichen Luxus bietet somit ein politisches Projekt, das ökologische und soziale Probleme zusammen adressiert. Indem es gutes, erfülltes Leben für alle verspricht, „wird Zukunft wieder zur Verheißung“ (S. 39).