Die beiden Autoren blicken aus einer Club of Rome-Perspektive auf die Welt. Till Kellerhoff arbeitet dort als Programmdirektor, Jørgen Randers war schon 1972 in die Publikation der „Grenzen des Wachstums“ eingebunden.
Angesichts der globalen Situation ist es für die Autoren „unabdingbar, nachhaltige Wirtschaftsstrukturen um- und durchzusetzen. Das Wohlergehen unseres Planeten und der Menschheit hängt davon ab“ (S. 26). Dieser Umbau wird beträchtliche Investitionen benötigen, geschätzt werden zwischen 2 und 4 Prozent des weltweiten BIP. Eine wichtige Maßnahme in diesem Zusammenhang sollte die Besteuerung von extremem Reichtum sein. Dadurch ließe sich sowohl die Klimakrise adressieren als auch die Ungleichheit reduzieren, welche – zusammen mit Unsicherheit – „wesentlich zur wachsenden Polarisierung und den sozialen Spannungen in unseren Gesellschaften“ beiträgt (S. 28), was nicht zuletzt den Aufstieg populistischer Parteien fördert. Ließe sich dadurch der „Aufstand vermeiden“ (Kapitel 1)?
Der Markt allein kann in dieser Situation nicht die Lösung sein (Kapitel 2). Dies legt eine Analyse der „Mythen von der Unfehlbarkeit des Marktes“ (S. 41) nahe, welche zeigt, dass das ausschließliche Vertrauen auf den Markt allein oft keinen Erfolg bringt, ein „kluges Zusammenspiel von Markt und Staat“ (S. 35) hingegen schon eher, wie der Aufstieg der südostasiatischen Volkswirtschaften ab den 1970er Jahren belegt. Wenn auf den Markt allein kein Verlass ist, dann müssen die Regierungen aktiv werden. Dazu braucht es einen aktiven Staat „der den Mut hat, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen, statt kurzfristige Interessen zu bedienen – und einen Staat, der die Mittel hat, nachhaltige Lösungen zu finanzieren“ (S. 44).
An diesem Punkt stellt das folgende Kapitel die Frage, „Wer wird die Rechnung bezahlen – und wie verteilen wir die Kosten gerecht? Auf diese Frage gibt es eine einfache Antwort. Diese Antwort lautet: Steuern“ (S. 60). Diese sollten dann so gestaltet sein, dass die Mehrheit der Menschen sie gerecht findet, was naturgemäß dann der Fall ist, wenn nur wenige Menschen betroffen sind. Nach Auffassung der Autoren soll dies die Gruppe der Reichen sein.
Das Kapitel 4 beschreibt mögliche steuerliche Ansätze, welche die notwendigen Mittel aufbringen könnten. Hierzu gehören eine Vermögenssteuer (abzielend auf Personen mit mehr als 100 Mio. US-Dollar Vermögen könnte eine solche 2 Prozent des Welt-BIP einspielen), eine Erbschaftssteuer, oder auch eine Erhöhung der Unternehmenssteuern. Auch die Bepreisung der CO2-Emissionen fällt unter diese Ansatzpunkte: hierbei erscheint es wichtig, dass die so lukrierte Steuer wieder an alle Bürger:innen in gleicher Höhe zurückverteilt wird, um eine „Verwandlung der Klimapolitik in Klassenkampf“ (S. 88), wie z. B. bei den Gelbwesten-Protesten in Frankreich 2018/19, zu verhindern.
Das Buch schließt mit einem Kapitel „Jenseits der Steuern“. Hier plädieren die Autoren dafür, dass die Regierungen neben fiskalischen Maßnahmen auch alle weiteren zur Verfügung stehenden Optionen nutzen sollten, wie z. B. auch Kreditaufnahmen oder – riskanter – das Drucken von Geld. Nur so könne sichergestellt werden, „dass Mittel für transformative Projekte eingesetzt werden, selbst wenn Investitionen in umweltschädliche Alternativen rentabler wären“ (S. 104).
Das schmale Bändchen, das durch ein Vorwort der Millionärs-Aktivistin Marlene Engelhorn eingeleitet wird, bietet einige schnelle und anregende Antworten auf die Frage nach der Finanzierung der anstehenden Transformationsprozesse.