Dorothea Winter

KI, Kunst und Kitsch

Ausgabe: 2024 | 4
KI, Kunst und Kitsch

„Entgegen der Wortbedeutung ist KI vor allem eines: dumm“ (S. 7). Mit dieser These beginnt die Philosophin Dorothea Winter das erste Kapitel ihres Buches. Die kluge Idee ihres Essays ist es, Künstliche Intelligenz am Maßstab der Kunst zu messen und so zu einer besseren Einschätzung zu gelangen, was KI ist und kann. Das Ergebnis in aller Kürze: Wenn KI Kunst macht, kommt Kitsch heraus. Dies jedoch wird unsere Wahrnehmung von Kunst verändern. Das schmale Büchlein bietet eine sehr hellsichtige Kurzeinführung sowohl in Künstliche Intelligenz wie in den geschichtlichen Wandel des Kunstbegriffs.

Zwei Gründe warum KI dumm ist

Dumm ist KI aus zwei Gründen: Zum einen mangelt es ihr an Intentionalität, also an der „Fähigkeit, einen Denk- oder Handlungsimpuls ohne weitere Prämissen aus sich selbst heraus zu setzen“ (S. 7). Zum anderen kann KI „Output nur basierend auf dem eingegebenen Input liefern“ (S. 9) Jedes Ergebnis, das eine KI liefert, basiert zwangsläufig auf den Daten und den Algorithmen, die in dieses System eingegeben worden sind. Winter spricht von einer „hochkomplexen Dummheit“, die KI-Systeme auszeichne (S. 42).

Ähnliches gilt für die Frage: Kann KI Kunst? Die Autorin antwortet einem klaren Nein. Zum einen fehlt KI die Intentionalität und damit die Freiheit des Individuums, die seit Kant grundlegend für den Kunstbegriff ist. Zum anderen ist KI immer eindeutig und verschließt sich damit der Mehrdeutigkeit, die die Grundlage jener Offenheit für Interpretation ist, die Kunst auszeichnet. Was bleibt, ist Kitsch. Aber mit Folgen. „Wenn wir KI immer weiter ‚alleine‘ Kitsch produzieren lassen, dann verändert dieser Kitsch letztlich unseren Geschmack“ (S. 72).

Was es bedeutet, wenn KI auf die Kunst losgelassen wird, diskutiert Dorothee Winter in seinen durchaus ambivalenten Auswirkungen im hinteren Teil ihres Essays und stellt fünf Forderungen als erste Diskussionsgrundlage vor. Ihr Resümee: „Ohne eine rechtliche Einzäunung droht KI die Welt der Kunst mit Kitsch zu erdrücken“ (S. 85).