Der erste Teil des „Sechsten Sachstandsberichtes“ des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, Weltklimarat) wurde am 9. August 2021 veröffentlicht. Er fasst den wissenschaftlichen Sachstand zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels, seinen Ursachen und dem Ausmaß zusammen.
Der Bericht kommt zu dem Schluss: Die vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen sind eindeutig die Ursache für die bisherige und die weitere Erwärmung des Klimasystems. Zahlreiche Klimafolgen – einschließlich der Extremereignisse – sind schnell eingetreten und lassen sich direkt dem anthropogenen Treibhauseffekt zuordnen. Sie sind intensiver und häufiger geworden und werden dies auch in den kommenden Jahrzehnten weiterhin tun. Viele Veränderungen sind schneller eingetreten als es in den letzten 20.000 Jahren vorgekommen ist, insbesondere der globale Temperaturanstieg.
Weitere Ergebnisse: Der Anstieg der globalen mittleren Oberflächentemperatur – „laufender Mittelwert“ über 20 Jahre – im Vergleich zum vorindustriellen Niveau wird wahrscheinlich Anfang der 2030er Jahre den Wert von 1,5°C erreichen, und zwar in allen untersuchten Emissions-Szenarien, im Hochemissions-Szenario sogar früher. Einzelne Jahre werden diesen Wert noch im aktuellen Jahrzehnt überschreiten. In allen fünf Szenarien steigt die globale mittlere Oberflächentemperatur im Vergleich zum vorindustriellen Niveau bis mindestens 2050 auf 1,6°C bis 2,4°C an. Im optimistischsten Szenario sinkt die globale mittlere Oberflächentemperatur bis 2100 wieder ab auf 1,4°C, in allen anderen Szenarien steigt sie bis 2100 weiter an auf 1,8°C bis 4,4°C. Die Angaben sind „best estimates“ für die einzelnen Szenarien, die Angabe der Spannbreiten sind in der Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger nachlesbar. Viele weitere Details finden sich in der enden Bericht zu finden.
Trotz der schnelleren Erwärmung sind die verbleibenden CO2-Budgets im Vergleich zum IPCC-Sonderbericht über 1,5 °C globale Erwärmung aufgrund methodischer Verbesserungen unter Berücksichtigung der Emissionen zwischen 2015 und 2020 annähernd unverändert. Um einen Anstieg der globalen mittleren Oberflächentemperatur von insgesamt 1,7 °C mit 67-prozentiger Wahrscheinlichkeit zu vermeiden, verbleibt ab 2020 ein globales CO2-Budget von 700 Gt CO2, so der Bericht. Für eine Begrenzung des Anstiegs auf 1,5°C gegenüber vorindustriellem Niveau wären es nur noch 400 Gt CO2. Zum Vergleich: 2019 hat die Menschheit CO2-Emissionen von insgesamt 43 Gt verursacht.
In der Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger:innen heißt es: „Human-induced climate change is already affecting many weather and climate extremes in every region across the globe. Evidence of observed changes in extremes such as heatwaves, heavy precipitation, droughts, and tropical cyclones, and, in particular, their attribution to human influence, has strengthened since the Fifth Assessment Report. … Global surface temperature will continue to increase until at least the mid-century under all emissions scenarios considered. Global warming of 1.5°C and 2°C will be exceeded during the 21st century unless deep reductions in carbon dioxide (CO2) and other greenhouse gas emissions occur in the coming decades.“
An der Erstellung des umfangreichen ersten Teilberichts waren 234 Autor:innen beteiligt. Im Februar und März 2022 erscheinen zwei weitere Teilberichte des Sechsten IPCC-Sachstandsberichts. Diese informieren im Bericht der Arbeitsgruppe 2 über den weltweiten Kenntnisstand zu Risiken und Folgen des Klimawandels für Menschen und Ökosysteme, Möglichkeiten zur Anpassung an den Klimawandel und im Bericht der Arbeitsgruppe 3 über die Möglichkeiten zur Minderung des Klimawandels.
Das IPCC formuliert sehr vorsichtig. In Bezug auf die Niederschlagsintensität, die Veränderung des Salzgehalts der Ozeane sowie der Antarktis heißt es: „Globally averaged precipitation over land has likely increased since 1950, with a faster rate of increase since the 1980s (medium confidence). It is likely that human influence contributed to the pattern of observed precipitation changes since the mid-20th century and extremely likely that human influence contributed to the pattern of observed changes in near-surface ocean salinity. Mid-latitude storm tracks have likely shifted poleward in both hemispheres since the 1980s, with marked seasonality in trends (medium confidence). For the Southern Hemisphere, human influence very likely contributed to the poleward shift of the closely related extratropical jet in austral summer.“
Auch der Rückgang der Gletscher durch den menschengemachten Klimawandel wird bestätigt: „Human influence is very likely the main driver of the global retreat of glaciers since the 1990s and the decrease in Arctic sea ice area between 1979–1988 and 2010–2019 (decreases of about 40% in September and about 10% in March).“ Im Zusammenhang mit der Erwärmung der Meere sowie des Meeresspiegelanstiegs heißt es: „It is virtually certain that the global upper ocean (0–700 m) has warmed since the 1970s and extremely likely that human influence is the main driver. … Global mean sea level increased by 0.20 [0.15 to 0.25] m between 1901 and 2018.“