FAZ-Redakteur Heribert Klein hat acht prominente Vertreter aus Industrie, Politik, Gewerkschaft, Wissenschaft und Kirche um Wortmeldungen und Vorschläge zur Überwindung anstehender Probleme gebeten. Es durfte also durchaus mit konkreten, zukunftsbezogenen Äußerungen gerechnet werden. Allein, um es vorwegzunehmen: Diese Erwartung konnte nur ansatzweise erfüllt werden. Wenn Hans-Olaf Henkel, der Präsident von IBM Europa, nämlich von neuem Denken. spricht, meint er durchaus althergebrachte Modelle: Leistungswille, Risikobereitschaft und eine Grundhaltung, sich zu bewegen, bevor man getrieben wird, ist in diesem Land wieder vonnöten." Wettbewerbsfähigkeit, forciertes marktwirtschaftliches Denken, Kundenorientierung und das Leistungsprinzip werden auch von Manfred Schneider, dem Vorstandsvorsitzenden der Bayer AG, gefordert, der sich zudem den Abbau von Subventionen, die "Abkehr von der sozialstaatlichen Vollkasko-Mentalität" wünscht. Alles Vorschläge, die durchaus bekannt und nur bedingt zukunftsorientiert scheinen. Der Gewerkschafter Klaus Lang hält eine aktive Beschäftigungspolitik auch weiterhin für das beste Mittel, das soziale Sicherungssystem weiterzuentwickeln, wobei er seiner Organisation für die Zukunft durchaus Gestaltungs- und Reformpotential zutraut. Weitere Vorschläge münden in einem Plädoyer für eine Erweiterung der Freiheitsräume der Bürger, in einer Mahnung, nicht weiterhin auf Kosten der Zukunft zu wirtschaften, und manch einer träumt sogar von der Überwindung des Egoismus in unserer Gesellschaft. Interessante Perspektiven eröffnet der Schriftsteller Günter Kunert, der einen "Rückblick aus ferner Zukunft" wagt und dabei ein sarkastisches Bild von dem, was sein wird (Fiktionalität des Wohnens, imaginative Fernreisen), malt. Aber auch in Zukunft, so ist zu lesen, fehlt allen ein Konzept, denn die "Gegenwart erweist sich als unsicher, der morgige Tag als bedroht". Mit seinen Aussagen über die Bedeutung von Symbolen für die Menschen und den Mechanismus der "Kompensation" findet diese Abhandlung doch noch zu einem nachdenkenswerten Ende, jenseits von Leistungsprinzip und Marktwirtschaft. A. A.
Chips statt Grips? Wege ins 21. Jahrhundert. v. Heribert Klein. Frankfurt/M.: S. Fischer, 119 S., DM/sFr 14,90/ÖS 110,- Hrsg. 1995.