Annegret Witt-Barthels Studie ist nicht primär - wie andere Programme und Analysen des Forschungsgegenstandes "Sozialverträglichkeit von Neuen Technologien" - empirisch orientiert, sondern sie versucht, bisherige Arbeiten dieses Bereiches nach heuristischen Gesichtspunkten zu systematisieren und so deren Erklärungswert festzumachen. An gängigen Ansätzen sozialverträglicher Technikgestaltung fasst sie zusammen: - Technokratische Konzepte, die primär an technisch-ökonomischen Sachzwängen, aber weniger an Sozialverträglichkeit orientiert sind; - Normative Konzepte, die an gesellschaftlichen Normen und Institutionen orientiert sind und diesen auch die Aufgabe der Technikgestaltung zuschreiben; - Interessenorientierte Konzepte, denen es um die adäquate Berücksichtigung vor allem der Arbeitnehmerinteressen in der Technikgestaltung geht; - Systemkritische Konzepte, die eine Veränderung des gesamten ökonomischen Verwertungszusammenhanges von Technologien anstreben. Diese Ansätze beurteilt die Autorin anhand von Kriterien wie Gestaltungsbedarf, Gestaltungsziele, geplante Umsetzung etc. und misst sie im zweiten Teil ihres Buches am Fallbeispiel des Computereinsatzes in den deutschen Krankenkassen. Darüber bestätigt sich, dass Technikgestaltung von einem sehr komplexen Wirkungszusammenhang zwischen sozialen und technischen Entwicklungen ausgehen muss. Die drei letztgenannten Ansätze scheinen insofern innovativ, als sie sich nicht auf Technik an sich, sondern auf deren gesellschaftliche Rahmenbedingungen beziehen. Gerade die vielfältigen Erscheinungsformen der Technisierung lassen eine einheitliche Beantwortung der Frage nach Sozialverträglichkeit nicht zu. Aber Technik ist gestaltbar, allerdings nicht zentral. Dies bedeutet jedoch, dass technikkritisches Bewusstsein einer weitaus größeren Verbreitung bedarf, als das gegenwärtig der Fall ist. J. P.
Witt-Barthel, Annegret: Chancen sozialorientierter Technikgestaltung. Politische Ansätze und Gestaltbarkeit der Informationstechnik in der sozialen Sicherung. Opladen: Westdt. Verl., 1992.314 S., DM 52,-/ sFr 44,10/ öS 405,60