"Kommunikation" nennt sich eine von einer Frauengruppe initiierte, mit öffentlichen Mitteln errichtete Wohnanlage in der schwedischen Industriestadt Linköpping, die 292 Standardwohnungen mit gemeinschaftlichen Einrichtungen verbindet. Neben einem Kindergarten und einem Tagesheim für Schülerinnen einem gemeinsamen Waschraum und Sportstätten finden sich in der Kollektivanlage auch verschiedene Werkstätten, Service- und Alterswohnungen für körperlich Behinderte, ein günstiges Restaurant, ein Café, eine Bibliothek, ein Veranstaltungssaal sowie ein Gästezimmer und ein mietbarer Raum für private Anlässe. Ähnliche Wohnprojekte existieren auch in anderen europäischen Ländern wie Dänemark den Niederlanden oder Österreich. Doch nicht nur diese Art von Gemeinschaftshäusern schildert der umfangreiche Band. Mit "Bürgerhäusern" sind öffentlich genutzte Bauten im weitesten Sinne gemeint. Die Umnutzung alter Industrie- und Gewerbebauten in Kulturzentren (wie die" Fabrik" in Hamburg, die" Pumpe" in Kiel oder die" Lagerhalle " in Osnabrück) wird ebenso beschrieben wie die Einbindung der Bürgerinnen in die gemeinsame Wohnumfeld- bzw. Stadtteilgestaltung (Hofsanierung einer Züricher Altbauanlage, Wohnberatung Berlin-Kreuzberg u.a.m.). Einer Erörterung der Umwidmung des Pariser Bahnhofs "Gare d'Orsay" in ein Museum folgen zwei Beispiele der Neunutzung alter Wirtschaftsgebäude: Eine Molkerei in Lilie wurde in Sozialwohnungen, eine Bielefelder Spinnerei in ein Stadtkulturzentrum mit Volkshochschule, Stadtarchiv, Theater- und Kinoräumen umgewandelt. Auch moderne Gemeinschaftshäuser werden dargestellt, etwa die "Agora-Bauten" der 70er Jahre in den Niederlanden, die ins Zentrum öffentlicher Einrichtungen einen offenen, als Treffpunkt fungierenden Platz stellten. Ferner erfährt man, wie Bibliotheken durch den Ausbau zu Kommunikationszentren an Attraktivität gewinnen, wie ökologische Fragen im Wohnumfeld angegangen werden oder wie eine kommunale Gesundheitsvorsorge aussehen könnte. Der großteils von Architektinnen gestaltete, von Aufsätzen zum Thema "Städtebau und gesellschaftlicher Wandel" eingeleitete Band zeigt anschaulich, daß Funktionalität Ästhetik und soziale Innovation einander ergänzende Kriterien zukunftsweisender Stadt- und Wohnraumplanung sein können. Einziger Kritikpunkt: Der Aspekt ökologischen Bauens bleibt unterbelichtet. H. H.
Bürgerhäuser für morgen. Zentren der sozialen, kulturellen und ökologischen Innovation. Ein Ideenbuch. Hrsg. v. Inst. f. Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen. Duisburg: waz-Druck, 1992. 236 S. (lLS-Schriften)