Bericht an den Club of Rome: wie wir arbeiten werden

Ausgabe: 1998 | 2

Dunkle Wolken verfinstern längst das optimistische Szenario eines einstmals unschlagbar geltenden Tandems von Wachstum und Beschäftigung. Spätestens zu Beginn der siebziger Jahre rückte ins Blickfeld der kritischen Wissenschaft. daß nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Naturzerstörung unablässig voranschreitet. Die Erkenntnis, wonach der Verlust von Arbeitsplätzen nicht als konjunkturelles, sondern als strukturelles Phänomen zu betrachten ist, scheint hingegen die Krisendebatte des ausgehenden Jahrtausends zu dominieren: die drohende 80:20 Gesellschaft erscheint am Horizont, sehenden Auges tappt die ohnmächtige Politik in die Globalisierungsfalle.

Seit den "Grenzen des Wachstums"(1972} gilt der Club of Rome als Seismograph bedrohlicher Entwicklungen. Der Beschäftigungskrise ist nun die von Orio Giarini und Patrick M. Liedtke verfaßte neueste Publikation des in die Zukunft blickenden Weisenrates gewidmet. Ausgehend von der Diagnose, daß der gesellschaftliche Wert und die Identität von Menschen wesentlich durch Arbeit bestimmt wird, beschreiten die Autoren einen breiten Zugang zum Arbeitsbegriff. "Wir sind", so ein Schlüsselsatz, "was wir produzieren".

Entgegen der ökonomistischen Verengung des Terminus („Produktion knapper Güter und Dienstleistungen"} verweist die Studie auf drei Komponenten von Arbeit: der bezahlten Tätigkeit im engeren Sinne werden Tätigkeiten der Eigenproduktion (wie Selbststudien, selbst durchgeführte Reparaturen etc.) und nicht bezahlte Tätigkeiten, also etwa Ehrenämter, an die Seite gestellt.

Eine Kombination dieser Beschäftigungstypen wird zum Schlüssel der neuen Vollbeschäftigungspolitik: Staatliche Eingriffe garantieren jene Grundbeschäftigung, die mit einem Mindestgehalt bezahlt wird. Jenseits dieser Schicht entfaltet sich ein unternehmerischer Bereich monetisierter (bezahlter) Tätigkeiten, den sich die Autoren als frei und flexibel vorstellen. Dieser konserviert freilich, wie kritisch angemerkt werden kann, gesellschaftliche Ungleichheit. Produktive, aber nicht bezahlte Tätigkeit, sollte darüber hinaus in den Arbeitsbegriff integriert werden; auf die Akzeptanz gemeinnütziger, freiwilliger Arbeit könnte dies positive Effekte haben.

Der neue Bericht an den Club of Rome analysiert auf anschauliche und anregende Weise die Perspektiven des Phänomens Arbeit in der modernen Dienstleistungsgesellschaft; die Unverbindlichkeit mancher Forderung wie die Streitbarkeit der zahlreichen Thesen mag auch auf die Komplexität der Thematik verweisen, die sich einfachen Rezepten verschließt.

G.S.

Giarini, Orio; Liedtke, Pettick M.: Wie wir arbeiten werden. Der neue Bericht an den Club of Rome. Hamburg: Hoffmann und Campe, 1998. 288 S., DM 39,80/ sFr 37,- / öS 291,-