Auf dem Weg in die multikulturelle Gesellschaft

Ausgabe: 1991 | 3

Die Forderung nach einer anderen Ausländerpolitik in der BRD, wurde durch den Einigungsprozess weitgehend verdrängt. Zur Wiederaufnahme einer notwendigen Diskussion über den Status als Einwanderungsland, liefern die hier gesammelten Beiträge produktive Anregungen. Als Voraussetzung einer multikulturellen Gesellschaft nennen die Herausgeber die Toleranz für andere Lebensweisen. Grundlage ist eine rechtliche und soziale Gleichstellung der Kulturen. Die Schaffung einer Solidargemeinschaft zwischen den Ländern muss in jedem politischen Forderungskatalog Priorität besitzen. Neben Erziehungsfragen und sozialpädagogischen Aspekten wird die Rechtsproblematik erörtert. H.J. Engster diskutiert die Einführung eines Niederlassungsrechtes als wesentliche Voraussetzung für die Gestaltung einer multikulturellen Gesellschaft. Gefordert wird auch die Beteiligung an kommunalen Entscheidungen, die Einführung des Wahlrechts und die Etablierung eines AusländerInnenbeirates. D. Cohn-Bendit, Leiter des Amtes für Multikulturelle Angelegenheiten in Frankfurt, meint in einem Interview, dass das Zusammenleben verschiedener ethnischer Gruppen zur Selbstverständlichkeit werden muss und fordert eine europäische Einwanderungsbehörde. G. Wartenberg referiert Aspekte sozialdemokratischer AusländerInnenpolitik. Aufgrund der Tatsache, dass auf einen Ausländer 16 Einheimische kommen, scheint ihm Multikulturalität weder gegeben noch erstrebenswert; im selben Atemzug aber plädiert er für gleiche Rechte und Pflichten. Diskutiert werden schließlich auch die oft fehlenden Lebensperspektiven in den Heimatländern, wobei eine Angleichung des Wohlstandsniveaus als Schlüssel zur Vermeidung weiterer Armutswanderung angesehen wird. 

Vielfalt in der Einheit. Auf dem Weg in die multikulturelle Gesellschaft. Hrsg. v. Jens Geier ... Marburg: Schüren, 1991. 170 S., DM 19,80 / sFr 16,80 / öS 154,40