Atomenergie als Übergangs- bzw. Restbedarfsenergie

Ausgabe: 1988 | 2

In der Mai-Ausgabe beschäftigt sich "Das Deutsche Technologie-Magazin" mit dem Schwerpunktthema "Atomwende". In einzelnen Beiträgen wird dargelegt, daß immer weniger Ländern künftig auf die Atomenergie setzen. Der weltweite Ausstieg ist also längst im Gang. In Deutschland wird zwar noch heftig diskutiert, aber auch dort zeichnet sich bereits eine Wende ab. Die Aussagen einiger Spitzenpolitiker aller Parteien verdeutlichen, daß die Atomenergie mehr und mehr als Übergangs bzw. Restbedarfsenergie angesehen wird. Man kommt daher zu dem Schluß, daß es in der BRD "keinen eindeutigen politischen Willen mehr gibt, die Atomenergie zu fördern".

In den anderen Industrieländern - mit Ausnahme von Japan und Frankreich - zeigt sich ein markant rückläufiger Trend (vgl. dazu PZ 1/88, Nr. 32). Die spektakulärsten Rückschläge werden in der Dritten Welt verzeichnet. In Mexiko wurden von den 20 projektierten Atomkraftwerken nur zwei fertiggestellt. Brasilien, Argentinien und Indien verwirklichen lediglich angefangene Projekte, wobei diese durch Kostenexplosion und technische Pannen aufgehalten werden. Neben den technischen Problemen sind es vor allem wirtschaftliche Aspekte, die den Ausstieg aus der Atomenergie begünstigen. Besonders deutlich zeigt sich der wirtschaftliche Faktor bei den US-Reaktoren, die rein privatwirtschaftlich betrieben werden. Entsprechend schlägt die explosionsartige Kostensteigerung durch. Der Aufsatz "Zeitfrage" analysiert den Stand der Entwicklung von Verfahren, mit denen der Atommüll weitgehend von seiner Radioaktivität befreit werden könnte. Mittels der Transmutationstechnik könnten die langlebigsten Abfälle in Substanzen überführt werden, die nur mehr einige hundert Jahre strahlen anstatt Tausende und Millionen Jahre. Voraussetzung für diese Technik sind die zwei derzeit heftig umstrittenen Atomprojekte - nämlich der Schnelle Brüter und die Wiederaufarbeitung. Ein weiterer Artikel befaßt sich mit den Problemen bei der Lagerung des strahlenden Atommülls in Salzstöcken.

In der BRD fallen jährlich 570 Tonnen abgebrannten Brennstoffs an. Neben der Darstellung der Pros und Kontras wird auf die Zeit als größten Unsicherheitsfaktor bei der Endlagerung hingewiesen. Schließlich wird ein Interview mit Baden-Württembergs Ministerpräsident Lothar Späth wiedergegeben, der für die Atomenergie keine große Zukunft mehr sieht.

88*63 Atomcrash. In: highTech. S.81-95. 1988, Nr. 5.