Faktoren wie Globalisierung, wachsender Bedarf an Dienstleistungen, neue Organisationsmodelle und neu aufkommende Technologien sind Motoren eines Wandlungsprozesses in der Industriearbeit. Wie deren Zukunft in den nächsten fünf bis zehn Jahren aussehen wird, ist Gegenstand der vorliegenden, vom Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestags herausgegebenen Studie. In den Blick nahmen die Ex-perten vom Frauenhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), die die Untersuchungen durchgeführt haben, einige zentrale Entwicklungen wie die Internationalisierung und Tertiarisierung anhand von drei exemplarischen Technologiesträngen, die immer wieder als Schlüsseltechnologien der Zukunft identifiziert wurden: die Bio- und die Nanotechnologie sowie das Konzept der Ambient Intelligence (im weitesten Sinne ist damit die Vernetzung von Sensoren, Funktmodulen und Computerprozessoren gemeint). Unter Industriearbeit wird zum einen die klassische Produktionsarbeit an sich verstanden, die von „Werkern“ in Industriebetrieben zur Herstellung oder Weiterveredlung eines physischen und verkäuflichen Produkts erbracht wird (vgl. S. 27); zum anderen ist damit eine ganze Reihe „indirekter“ Tätigkeiten in produzierenden Betrieben gemeint, die notwendig sind, um die Schaffung von Wert sicherzustellen. Etwa 97 % der gesamten deutschen Exporte werden vom Verarbeitenden Gewerbe getätigt. Hinsichtlich der großen Erwartung an die Bio- und Nanotechnologie zeigen die Analysen, dass die häufig beschworenen „revolutionären“ Veränderungen nicht in dem Maße feststellbar sind, wenn man ein Zeitfenster von mehreren Jahren in den Blick nimmt. Tiefgreifendere Veränderungen im Sinne eines „Umbruchs“ vollziehen sich eher in einem Wandlungsprozess über Jahrzehnte. Speziell die Nanotechnologie befindet sich nach Einschätzung der Autoren noch in der Übergangsphase von der Grundlagenforschung zur Anwendung. Es gibt auch keine „Nanoindustrie“ im eigentlichen Sinne, sondern zwei Typen von Unternehmen: junge Unternehmen, die sich ausschließlich mit dieser Technologie befassen und größere Unternehmen, die die Nanotechnologie in ihr Portfolio aufgenommen haben. In Bezug auf die Internationalisierung der Produktion ist laut Studie absehbar, „dass in Zukunft koordinierende Tätigkeiten sowie dienstleistende und beratende Tätigkeiten am deutschen Stammsitz für das jeweilige Auslandswerk oder den internationalen Werksverbund noch weiter an Bedeutung gewinnen werden“ (S. 10f.) Von Relevanz ist in diesem Kontext besonders die Aufgabe, den Know-how-Erhalt im Unternehmen zu sichern sowie sich gegenüber Produktpiraterie und Prozesskopien am ausländischen Standort zu wappnen. Eines der Ergebnisse der vorliegenden Studie lautet, dass sich zwei kritische Entwicklungen in Zukunft noch verstärken werden: Geringqualifizierte werden es künftig noch schwerer haben, Arbeit zu finden und gleichzeitig wird der Mangel an Fachkräften (v. a. Ingenieure, Natur- und WirtschaftswissenschaftlerInnen) weiter zunehmen. Empfohlen wird daher, entsprechend wirksam gegenzusteuern, das Aus- und Weiterbildungsangebot in der Bio- und Nanotechnologie anwendungsorientierter zu gestalten oder überhaupt in der Ausbildung mehr Wert auf Dienstleistungen zu legen. A. A (Die Studie ist downloadbar unter: dip21.bundestag.de/dip21. web /bt ). .
Arbeiten in der Zukunft. Strukturen und Trends der Industriearbeit. Kinkel, Steffen … (Mitarb.). Berlin: ed. Sigma, 2008. 298 S., € 22,90 [D], 23,60 [A], sFr 38,90 ISBN 978-3-8360-8127-6